Rockkonzert

The Darkness brachten Glam in die Wiener Arena

Musik
15.03.2013 00:59
Glamour und krude Frisuren in der Wiener Arena. Der britische Rockexpress The Darkness fuhr mit Volldampf in die österreichische Hauptstadt ein, um am Donnerstag zu einem Abend der Ausgelassenheit zu laden. Im Gepäck hatten sie zahlreiche Tophits, eigenwillige Outfits und viel Sinn für Bühnenhumor.
(Bild: kmm)

Mit ihrem bahnbrechenden Debütalbum "Permission To Land" hatten es die Hardrocker The Darkness noch auf die ganz großen Locations abgesehen, zehn Jahre später müssen die Briten kleinere Brötchen backen, füllen aber die Wiener Arena schon Wochen vor der Veranstaltung bis zum letzten Platz. In das legendäre Debütalbum haben The Darkness auch ihr größtes Vertrauen, mehr als die Hälfte der Setlist stammt von diesem Werk, das vom renommierten Magazin "Kerrang!" unter die besten 50 Alben des 21. Jahrhunderts gewählt wurde und dem Quartett auch noch drei BRIT-Awards bescherte.

Familie erneut zusammengeführt
Songs wie "Black Shuck", "Friday Night", die grandiose Ballade "Love Is Only A Feeling" oder der Megahit "I Believe In A Thing Called Love" haben den "Test Of Time" souverän bestanden und bringen die Stimmung in Erdberg zum Kochen. Die Sympathien erntet vorwiegend der exzentrische Sänger Justin Hawkins, der die Rocker mit seiner Drogensucht 2006 zu Fall brachte und ohne den die durchaus gelungene Reunion vor zwei Jahren gar nicht möglich gewesen wäre. Vielleicht auch deshalb der familiäre Auftritt mit Händchenhalten am Konzertbeginn. Als eine Art Beweis, dass man längst wieder eine große Familie ist und Spaß hat. 

Auf dem ehemals glatten Gesicht hat sich Justin Hawkins einen dichten Bart samt kaiserlichen Schnauzer wachsen lassen, doch der durchtrainierte Körper und der obligate, Zebra-förmige Catsuit sind beim Sänger auch noch knapp vor dem 40er höchst populär. Nur mit der sonst gewohnt großartigen Falsettstimme klappt es in der Arena erst nach den ersten vier, fünf Songs. Die ganz hohen Parts sind mehr Krächzen als Vergnügen, mit fortlaufender Spieldauer und regelmäßigen Griffen zur Mineralwasserflasche pendelt sich Hawkins aber in gewohnt hohe Qualitätssphären ein. Doch gerade bei einem herausfordernden Song wie "Get Your Hands Off My Woman" ist deutlich zu hören, dass die Stimme mit dem Körper nicht immer mithalten kann. Für den konditionell herausfordernden Handstand im schmucken Einteiler gibt es jedenfalls Zusatzpunkte.

Zähne zusammengebissen
Bei dieser geballten Ladung Bühnenpräsenz fällt das instrumentale Band-Rückgrat gar nicht auf. Gitarrist und Sänger-Bruder Dan Hawkins erfüllt optisch und musikalisch die Position von AC/DCs Malcolm Young, Bassist Frankie Poullain könnte einem 70er-Jahre-Blaxploitation-Film entsprungen sein und Drummer Ed Graham gibt trotz Verletzung sein Allerbestes. Obwohl die Band wegen seiner fortwährenden Hüftprobleme die anschließende Australien-Tour absagen musste, beißt er bei den letzten Europa-Konzerten beinhart durch.

In permanenter Bewegung ist aber ohnehin nur Justin Hawkins, dem Rockstarallüren glücklicherweise so fremd sind wie guter Geschmack bei der Kleiderwahl. Ob er geschickt mit Plektren gaberlt, sich in bester Clubshow-Manier durchs Publikum tragen lässt, heranfliegende weibliche Unterwäsche umhängt oder sich mit einem Zuckerl aus dem Publikum über die eigene, überstandene, Drogenabhängigkeit lustig macht – Show und Posing sind alles. Die Schule der großen Vorbilder AC/DC, Aerosmith und Queen hat Hawkins sicher mit Auszeichnung beendet.

Warm-up notwendig
Nicht abzustreiten ist auch die Tatsache, dass die neuen Songs des aktuellen Albums "Hot Cakes" zwar amtliche Glam/Hardrocker sind, aber nicht wirklich an das alte Material von The Darkness rankommen. Vielleicht braucht die Band noch ein bisschen Zeit, um wieder auf die Spur zu kommen. Genauso wie bei diesem Auftritt. Denn dass The Darkness wieder in größere Hallen gehören, beweisen nicht nur ihre Rock-Klassiker, sondern vor allem der beneidenswerte Publikumszuspruch.

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