Rätselhafte Sätze

Absurdes Schreiben von Häupl sorgt für Aufsehen

Österreich
01.03.2012 18:17
Ein Glückwunschschreiben von Wiens Bürgermeister Michael Häupl sorgt derzeit für Verwirrung und Erheiterung. Der kurze Brief, den der grüne Politiker Alexander Spritzendorfer zu seinem 49. Geburtstag erhielt, ist eine scheinbar sinnlose Aneinanderreihung von Worten. Doch im Rathaus wiegelt man ab: Das Schreiben sei genau so beabsichtigt gewesen.

Empfänger des Briefes ist Alexander Spritzendorfer (Bild rechts), der stellvertretende Vorsteher des achten Bezirks. Anlässlich seines 49. Geburtstages schickte ihm Bürgermeister Häupl (Bild links) auf offiziellem Briefpapier genau vier Sätze. Doch was die bedeuten sollen, das weiß niemand so richtig - vermutlich nicht einmal der Verfasser selbst, der im Büro des Bürgermeisters sitzt und dessen Identität nicht verraten wird.

Eine Kopie des Briefs findest du in der Infobox!

"Sehr geehrter Herr Bezirksvorsteherin-Stellvertreter", beginnt das Schreiben politisch korrekt, denn schließlich leitet mit Veronika Mickel eine Frau die Geschicke der Josefstadt. Dann geht es verwirrend weiter: "Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn wir in Wien die Ereignisse zueinander kommen lassen und es gezielt erwarten können, bis sich die Wiener Trägheit, Skepsis und Nörgelei durchmischen. Im Grenzland der Plausibilität gibt es einen gewachsenen Wert des Glücks - jene Lebensqualität, die manch Wiener Seele Relevanz entlockt."

Erst zum Schluss wird es - etwas - verständlich
Erst zum Schluss wird das Schreiben dann verständlich - zumindest ein wenig: "Ich wünsche Ihnen alles Gute zum diesjährigen Geburtstag, beste Gesundheit und weiterhin viel Gedankenskraft, um 'phänomenale Ziele' auf den Boden zu bringen. Ein schönes Fest wünscht Ihnen Dr. Michael Häupl."

Der Empfänger des Briefes nimmt die Sache mit Humor. Spritzendorfer veröffentlichte das Schreiben samt sarkastischem Kommentar auf Facebook: "Ich arbeite noch an der Übersetzung, aber wie hat schon Karl Kraus gesagt: 'Gehn's das is' schön! Sagen Sie's noch einmal!' Ich finde es sehr sympathisch, was für kreative Köpfe im Bürgermeisterbüro arbeiten." Der Grüne betrachtet das Glückwunschschreiben denn auch eher als "kleines Kunstwerk", wie er im Gespräch mit krone.at verrät." Ich war jedenfalls ziemlich überrascht und auf eine positive Weise auch verwundert, als ich es gelesen habe."

Büro des Bürgermeisters gibt sich wortkarg
Im Büro des Bürgermeisters möchte man den Brief nicht groß kommentieren. Nur so viel: Das Schreiben stamme tatsächlich aus dem Rathaus und es sei durchaus gängig, derart ungewöhnlich formulierte Glückwünsche zu verschicken. Bei der Deutung des Inhalts wollte ein Sprecher Häupls sich nicht all zu weit aus dem Fenster lehnen. Der erste Teil preise aber wohl die Schönheit der Stadt, während der zweite sich auf den Geburtstag beziehe. "Letztendlich ist das Schreiben für Herrn Spritzendorfer bestimmt, und so lange er es versteht, ist der Zweck ja erfüllt. Es ist halt kein 08/15-Glückwunsch." 

Die Facebook-Freunde des stellvertretenden Bezirksvorstehers freuen sich offenbar über derart viel Originalität. Bis Donnerstagabend wurde der Link zu dem Schreiben fast 70 Mal mit anderen Usern geteilt, 280 Personen klickten auf "Gefällt mir" und weit mehr als 100 Personen kommentierten den Brief - zumeist hämisch: "Manchmal ist ein Telefonat doch besser", "Der Häupl ist doch der Bruder vom Edmund Stoiber" und "Meiner Tochter würde ich so einen Umgang nicht erlauben" sind noch die freundlicheren Postings.

Jetzt will Spritzendorfer antworten
Spritzendorfer grübelt derzeit darüber, wie er auf das Häupl-Schreiben antworten kann. "Auf mir lastet nun ein gewisser Druck, denn ich will etwas abliefern, das einen höheren Verständlichkeitsgrad aufweist", so der Grünen-Mann augenzwinkernd. Im Netz hat er seine Freunde bereits dazu aufgerufen, Textvorschläge abzugeben. Eine Sache ärgert ihn allerdings: "Wenn man auf Facebook wichtige politische Themen postet, dann interessiert das fast niemanden. Aber kaum veröffentliche ich hier solch ein Schreiben, bricht eine wahre Lawine los."

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