Wegen Euro-Krise

Chinesen kaufen als “Retter in der Not” halb Europa auf

Ausland
05.01.2011 19:15
China weitet seinen Einfluss in Europa gezielt aus, indem es mit seinen gewaltigen Devisenreserven notleidenden EU-Staaten beispringt. Ob Griechenland oder Spanien, Portugal oder Irland, sie alle profitieren von der Charmeoffensive aus dem Fernen Osten. Aber die stabilisiert auch die Euro-Währung. Aus reiner Selbstlosigkeit erfolgt das Eingreifen aber freilich nicht.

Erst jüngst hat der chinesische Vize-Ministerpräsident Li Keqiang bei seinem Spanienbesuch versichert, sein Land werde auch weiterhin Staatsanleihen der hochverschuldeten Iberer kaufen. Die Volksrepublik verstehe sich als langfristiger Investor, wo es sich lohne, die wirtschaftlichen Beziehungen auszubauen.

Wie schon Staats- und Parteichef Hu Jintao bei seinem Besuch in Portugal oder Regierungschef Wen Jiabao in Griechenland gab sich Vizepremier Li Keqiang bei seiner Visite in Spanien als Helfer in der Not: "China ist ein verantwortlicher, langfristiger Investor, sowohl am europäischen als auch am spanischen Finanzmarkt", ließ Li Keqiang die Spanier in einem Beitrag für die Zeitung "El Pais" wissen. "China hat Vertrauen in Spaniens Finanzmarkt. Es hat spanische Schatzanleihen gekauft und wird noch mehr kaufen", teilte der Vizepremier mit, der als künftiger Ministerpräsident Chinas gilt.

China schon jetzt größter Kreditgeber der USA
Solche Gesten kommen gerade in jenen Euro-Staaten gut an, die sonst nur noch wenig Vertrauen genießen. Es ist aber weniger eine einsame Wohltat, sondern auch Alltag, da China ohnehin die vielen Euro in seinen gigantischen Devisenreserven irgendwo anlegen muss. Wegen seines massiven Handelsüberschusses hat das Reich der Mitte die weltgrößten Devisenreserven mit einem Gesamtwert von 2,6 Billionen US-Dollar (1,95 Billionen Euro) angesammelt. Es ist längst der größte Kreditgeber der USA und finanziert jetzt auch noch die Schulden der Europäer. Schon heute soll China rund zehn Prozent der spanischen Staatsanleihen halten und wäre damit einer der größten ausländischen Kreditgeber Spaniens.

Eine Stabilisierung der Euro-Zone samt einem starken Euro ist natürlich durchaus im Interesse des Exportweltmeisters China. Ein Bankrott Spaniens, der viertgrößten Wirtschaft der Euro-Zone, käme nicht nur die Europäer teuer zu stehen. Eine Ausweitung der Euro-Krise würde auch die Nachfrage nach chinesischen Exporten stark bremsen. Europa ist der größte Handelspartner Chinas. Auch würde ein Verfall des Euro die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Exporte treffen. Kritiker werfen China auch vor, mit der Finanzierung der Staatsschulden in europäischen Ländern nur deren Handelsdefizite mit China zu finanzieren. China brauche die ausländische Nachfrage nach seinen Exportprodukten, um daheim Wachstum zu generieren, da der heimische Konsum nicht ausreiche, um Chinas Wachstum zu tragen.

Chinesen verfolgen knallharte politische Interessen
Der Professor für internationalen Beziehungen, Shi Yinhong, von der Volksuniversität (Renmin Daxue) in Peking sieht einen symbolischen Schritt "mit politischer Bedeutung". China wolle seine Unterstützung für alle EU-Staaten beweisen, die unter der Finanzkrise leiden. Auch solle Vertrauen in die Eurozone demonstriert werden. "Im Moment spanische Staatsanleihen zu kaufen, macht aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn. Auf dem spanischen Finanzmarkt sieht es schlecht aus", sagte Shi Yinhong in Peking. "Die chinesische Regierung sucht weniger wirtschaftlichen Gewinn, sondern will sich vielmehr politische Vorteile verschaffen - nicht nur von Spanien, sondern von der ganzen Europäischen Union." 

Seit 20 Jahren gibt es gegen das Reich der Mitte zum Beispiel ein Waffenembargo – das beginnt zu bröckeln. Auch will China endlich den Status als Marktwirtschaft eingeräumt bekommen, um sich gegen Dumpingvorwürfe schützen zu können. Schließlich wäre noch ein Ende der Ausfuhrbeschränkungen für hochtechnologische Güter nach China höchst willkommen.

von Torsten Weidnitzer (Kronen Zeitung) und krone.at

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