Italien in der Krise
Ehrgeiziges Monti-Paket soll Rezession verhindern
Die lahme Wirtschaft Italiens soll durch strukturelle Reformen, Liberalisierungsmaßnahmen und Steuerbegünstigungen für Privatunternehmen, die in Großinfrastrukturen investieren, angekurbelt werden. In Städten und Gemeinden soll die Privatisierung kommunaler Tochterunternehmen forciert werden. Außerdem will die Regierung Immobilien in öffentlicher Hand privatisieren, womit sie in drei Jahren rund fünf Milliarden Euro eintreiben will.
80.000 Jobs in Pharmaindustrie gefährdet
Die Krise belastet vor allem italienische Kleinunternehmen. Zwischen Juli und September 2011 wurden italienweit 2.207 Konkurse gemeldet, das sind 6,6 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2010. Auch traditionsgemäß solide Branchen wie die Pharmaindustrie sind von der Krise betroffen. In diesem Bereich seien 80.000 Jobs gefährdet, warnte der Präsident des Verbands Farmindustria, Massimo Scaccabarozzi. Viele Großunternehmen seien zur Auslagerung in andere Länder gezwungen um Kosten einzusparen, was sich negativ auf die Beschäftigung in Italien auswirke.
Ein Drittel der Jugendlichen ohne Arbeit
Die Ankurbelung der Beschäftigung hat deshalb für die Regierung höchste Priorität. Die Arbeitslosenrate beträgt nach letzten Angaben des nationalen Statistikinstituts Istat 8,5 Prozent. Dabei sei ein Drittel der Jugendlichen ohne Arbeit. Das Problem der Arbeitslosigkeit sei jedoch noch viel schlimmer als aus den Statistiken hervorgehe, warnte Industrieminister Corrado Passera. "Es gibt eine riesige Zahl von Unterbeschäftigten, die einen beträchtlichen Anteil der italienischen Gesellschaft ausmachen", warnte Passera. Die Regierung werde sich um soziale Fairness bemühen, damit die Opfer zur Bewältigung der Krise gerecht verteilt werden, versicherte er.
Diese Ansicht dürften aber nicht alle Italiener teilen: Zur Eindämmung der gewaltigen Staatsschuld wird etwa das Pensionssystem ins Visier genommen, wogegen die Gewerkschaften auf die Barrikaden steigen wollen. Laut Gerüchten über Montis in Rom kursierende Pläne sollen die Italiener künftig nicht mehr mit 40 einbezahlten Pensionsbeitragsjahren, unabhängig von ihrem Alter, automatisch in den Ruhestand treten, wie es bisher der Fall war. Sie werden demnach mindestens 42 Jahre arbeiten müssen.
Passera: "Können Rest der Welt überraschen"
"Wir erleben eine sehr schwierige Zeit, und es ist gewiss, dass wir eine Rezession riskieren", sagte Passera. Er gab sich allerdings optimistisch: "Wir können, wie zu anderen Zeiten in unserer Geschichte, den Rest der Welt überraschen", sagte der Industrieminister und verwies dabei vor allem auf die Stärke der italienischen Firmen, die ihre Produkte in alle Welt verkaufen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.