Die Italiener waren in der torlosen regulären Spielzeit größtenteils klar spielbestimmend, vergaben aber vor allem durch Mario Balotelli haufenweise Topchancen. Zudem trafen Daniele De Rossi gleich in der Anfangsphase (3.) und der eingewechselte Alessandro Diamanti in der Verlängerung (101.) die Stange. England war zumeist in die Defensive gedrängt und zog schlussendlich völlig verdient den Kürzeren. Im Elferschießen verschossen bei den Engländern Ashley Young (Latte) und Ashley Cole (gehalten), bei den Italienern nur Riccardo Montolivo (daneben). Den entscheidenden Elfer verwandelte Alessandro Diamanti.
Die zwei Fußball-Großmächte kreuzten erst zum dritten Mal in der Geschichte bei einem Großereignis die Klingen. In der Gruppenphase der EM 1980 hatten die Italiener ebenso 1:0 gewonnen wie im Spiel um Platz drei bei der WM 1990. 22 Jahre später wurde im Vorfeld der Partie eine Defensivschlacht befürchtet. Davon war jedoch nichts zu bemerken.
Italiens De Rossi nagelte den Ball mit dem Außenrist aus 25 Metern an die linke Stange (3.) und Englands aufgerückter Verteidiger Glen Johnson scheiterte aus kurzer Distanz am stark reagierenden Goalie Gianluigi Buffon (5.).
Beide Teams zu Beginn mit offenem Visier
Im krassen Gegensatz zu den drei vorangegangenen Viertelfinali, in denen sich Tschechien, Griechenland und Frankreich zunächst massiv zurückgezogen hatten, suchten beide Teams den Weg nach vorne. Ein schnelles und abwechslungsreiches Match war die logische Folge. England legte mit einem gefährlichen Kopfball von Wayne Rooney (14.) und einem Schuss von der Strafraumgrenze von Danny Welbeck (32.) jeweils über die Latte nach.
Bei den Italiener, die sich von Minute zu Minute ein immer größeres Übergewicht erarbeiteten, vertändelte Balotelli wie schon im Match gegen die Spanier alleine vor dem gegnerischen Tormann, der herangebrauste John Terry grätschte im letzten Moment dazwischen (25.). Bei einer weiteren Balotelli-Chance (32.) und einem Schuss von Antonio Cassano (38.) war Keeper Joe Hart zur Stelle, ein Gewaltschuss von Balotelli streifte übers englische Tor (43.).
Italiener immer stärker
Auch nach der Pause blieb der Unterhaltungsfaktor hoch. Und Italien kam der Führung immer näher. De Rossi schoss aus fünf Metern frei stehend an der rechten Stange vorbei (48.), Hart parierte gegen De Rossi und Balotelli, den Nachschuss setzte Montolivo übers Tor (52.). England hing da längst angeschlagen in den Seilen. Teamchef Roy Hodgson reagierte deshalb und brachte nach einer Stunde Theo Walcott und Andy Carroll für James Milner und Welbeck in die Partie. Der Schachzug zeigte zumindest kurzfristig Wirkung, Ashley Young verfehlte nach Carroll-Vorarbeit nur hauchdünn das Tor (65.).
In der Schlussphase wurde der Druck Italiens geringer, die "Squadra Azzurra" musste dem hohen Tempo der ersten 75 Minuten sichtlich Tribut zollen. Beide Teams hatten am Ende der regulären Spielzeit noch ihre Matchbälle. Johnson warf sich in letzter Sekunde in einen Schuss des eingewechselten Antonio Nocerino (89.), in der Nachspielzeit landete ein Fallrückzieher von Rooney über dem Tor (90+3.). Damit war das erste 0:0 der laufenden EM nach 90 Minuten Realität.
England im Chelsea-Stil
Die Verlängerung wurde vorsichtig bestritten, vor allem von den sich im Chelsea-Stil immer weiter zurückziehenden Engländern. Es schien fast so, als würden es die im Elferschießen schon so oft gescheiterten "Three Lions" einmal mehr auf das Roulette vom ominösen Punkt ankommen lassen. Italien tat weiter mehr, eine Flanke von Diamanti klatschte gegen die linke Stange (101.). Da auch ein Tor von Diamanti zurecht wegen Abseits aberkannt wurde (115.), musste die Entscheidung im Elferschießen fallen.
Und dort schoss Montolivio als Italiens zweiter Schütze rechts neben das Tor. Da Pirlo den Ball in Panenka-Manier ins Tor und Young den Ball an die Latte knallte, war aber wieder alles offen. Cole scheiterte dann an Buffon und Diamanti machte schließlich den Aufstieg Italiens perfekt.
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