Fairphone-Projekt

Erstmals Fair-Trade-Gold in der Smartphone-Branche

Elektronik
29.01.2016 07:37

Der Bau eines Handys verursacht viel Leid. Nicht nur in chinesischen Fabriken, wo Heerscharen schlecht bezahlter Arbeiter die Geräte montieren, sondern auch in Minen auf der ganzen Welt, in denen die notwendigen Rohstoffe abgebaut werden. Kobalt, Tantal, Gold: Oft stammen die Mineralien aus Konfliktregionen, vieles wird von Kindern abgebaut. Alternativen sind rar, beim Gold hat das holländische Start-up Fairphone jetzt aber die erste Fairtrade-Lieferkette in der IT-Industrie aufgebaut. Und zwar mit tatkräftiger Hilfe aus Österreich.

Erst kürzlich hat ein Bericht der NGO Amnesty International die Elektronikkäufer aufgeschreckt. In Akkus für Smartphones und Laptops vieler Hersteller steckt Kobalt aus dem Kongo, der von Kindern abgebaut wird. Allein im Kongo sollen 40.000 Kinder in solchen "Blutminen" arbeiten, aber auch anderswo - etwa in Indonesien, wo Kinder Zinn für die IT-Industrie abbauen. Die Ware gelangt über Zwischenhändler in die IT-Fabriken. Die Folge: Selbst, wenn ein Unternehmen Wert auf Rohstoffe aus fairem Abbau legen würde, ist es äußerst schwierig, ethisch abgebaute Mineralien zu bekommen.

Österreichische Leiterplattenfirma AT&S an Bord
Das Start-up Fairphone, das kürzlich sein Fairphone 2 veröffentlicht hat, hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen diese Missstände zu kämpfen. Fairphone hat in den vergangenen Jahren darauf hingearbeitet, eine faire Liefer- und Fertigungskette aufzubauen. Gemeinsam mit Partnern wie dem holländischen Fair-Trade-Haus Max Havelaar, der peruanischen Bergbaufirma Minera Sotrami, der Schweizer Raffinerie Valcambi, dem chinesischen Goldsalz-Hersteller Zhaojin Kanfort und dem österreichischen Leiterplattenhersteller AT&S hat die Firma die erste Fair-Trade-Lieferkette für Gold aufgebaut.

Von Peru aus reist das Gold über die Schweiz nach China, wo es in die Handyproduktion geht. (Bild: Fairphone)
Von Peru aus reist das Gold über die Schweiz nach China, wo es in die Handyproduktion geht.

Gold reist von Peru über die Schweiz nach China
Das Edelmetall wird in Peru unter strengen sozialen und ökologischen Vorschriften abgebaut und in der Schweiz aufbereitet. Einen Teil des Fair-Trade-Goldes kauft Fairphone, um es mit dem chinesischen Partner zu Goldsalz weiterzuverarbeiten. Der steirische Leiterplatten-Spezialist AT&S nutzt dieses Goldsalz zur Beschichtung der Platinen, die das Herzstück des Fairphone 2 bilden. Freilich: Die Bemühungen des kleinen Start-ups und des österreichischen Hightech-Konzerns sind nur ein Pilotprojekt, das in der milliardenschweren IT-Industrie ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Trotzdem sind die Fairphone-Macher stolz auf ihre Leistung und hoffen, dass ihr Beispiel vielleicht irgendwann in der gesamten Branche Schule macht.

Der österreichische Hersteller AT&S bringt das Fair-Trade-Gold auf Handy-Mainboards auf. (Bild: Fairphone)
Der österreichische Hersteller AT&S bringt das Fair-Trade-Gold auf Handy-Mainboards auf.

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