Bei Befreiungsaktion

Europäische Geiseln in Nigeria von Islamisten getötet

Ausland
09.03.2012 14:46
Radikalislamisten haben in Nigeria zwei europäische Geiseln getötet, nachdem das Militär zusammen mit Einsatzkräften aus Großbritannien versucht hatte, die Männer aus der Gewalt ihrer Entführer - offenbar Mitglieder der Sekte Boko Haram - zu befreien. Bei den Opfern handelt es sich um einen Briten und einen Italiener. Beide waren in dem westafrikanischen Land für eine italienische Baufirma tätig. Von der italienischen Regierung wurde der Alleingang der Briten am Freitag scharf kritisiert.

Der Italiener Franco Lamolinara und sein britischer Kollege Christopher McManus waren im vergangenen Mai in einem Video gefesselt mit drei bewaffneten Männern hinter ihren Schultern zu sehen (Bilder). In der Aufnahme baten sie um Hilfe und stellten die Forderungen der Kidnapper vor. Seither hatten sich Großbritannien und Italien um ihre Freilassung bemüht.

Monti über Briten-Alleingang verärgert
Die italienische Regierung reagierte am Freitag verärgert auf den gescheiterten Befreiungsschlag. Die Aktion habe stattgefunden, ohne Rom vorher über die Pläne zu informieren, kritisierte Ministerpräsident Mario Monti. Trotz bisheriger "enger Zusammenarbeit" sei der Befreiungsversuch am Donnerstag von Großbritannien und Nigeria ganz plötzlich gestartet worden - und Italien wurde erst benachrichtigt "als die Operation schon im Gange war". Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano forderte nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa "eine politische und diplomatische Klärung".

Cameron wollte günstige Gelegenheit nutzen
Der britische Premierminister David Cameron rechtfertigte die Vorgehensweise am Freitag. Es habe den Anschein gehabt, dass sich eine günstige Gelegenheit für eine Befreiungsaktion aufgetan hatte, so Cameron. Offenbar waren Informationen zum Aufenthaltsort der Geiseln durchgedrungen, nachdem am Dienstag mehrere Boko-Haram-Mitglieder bei einem Schlag gegen die Sekte festgenommen worden waren, berichtete die Zeitung "Daily Trust". Der Polizei sei es anschließend bei Verhören gelungen, die Inhaftierten zum Reden zu bringen. Sie hätten Tipps gegeben, wo die Europäer gefangen gehalten wurden.

Nigerias Präsident bedauert Vorfall
Bei der folgenden Befreiungsaktion gelang es den Einsatzkräften, die Kidnapper zu fassen. Jedoch konnten sie die Geiseln nicht mehr retten. Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan schrieb in einer Mitteilung, es habe sich um einen "traurigen, unglücklichen und bedauernswerten" Vorfall gehandelt. Die Täter müssten sich vor Gericht verantworten.

Bei Anschlägen auf Kirchen, Polizeistationen und Lokale, in denen Alkohol ausgeschenkt wird, hatte die Boko Haram in den vergangenen Monaten Hunderte Menschen getötet. Jedoch ist die Gruppe, die sich selbst auch die "nigerianischen Taliban" nennt, bisher nicht für Entführungen bekannt.

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