638 Mordanschläge

Fidel Castro laut Havanna wieder im “Guinness-Buch”

Ausland
16.12.2011 07:45
Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro ist nach offiziellen Angaben aus Havanna nun zum zweiten Mal ins "Guinness-Buch der Rekorde" aufgenommen worden. Der 85-Jährige habe in seinem Leben ganze 638 Mordanschläge überlebt, was ihm neben seinem Platz als längstdienender Staatschef einen zweiten Eintrag gesichert habe, hieß es am Donnerstag. Der Guinness-Verlag hat die Angaben bisher nicht bestätigt - und wird es wohl auch nicht...

Die Mordversuche hätten alle vor der Übergabe der Staatsführung an Castros Bruder Raul im Jahr 2006 stattgefunden und seien auf das Konto des US-Auslandsgeheimdienstes CIA gegangen, schrieb die amtliche kubanische Internetseite. Laut den Angaben aus Havanna waren die Tötungsversuche sehr vielfältig. Es seien "unter anderem Scharfschützen, Sprengsätze in seinen Schuhen, Gift in einer Zigarre und Sprengstoff in einem Baseball" zur Anwendung gekommen.

Weltweit längstdienender Staatschef
Auf der "Guinness-Buch"-Website ist dazu allerdings kein entsprechender Eintrag zu finden. Was auch nicht wirklich wundert, schließlich müssen die in das Buch aufgenommenen Rekorde, wenn sie schon nicht bei ihrer Entstehung dokumentiert wurden, überprüf- und beweisbar sein.

In den meisten Fällen muss man sich, um einen Rekord anerkennen zu lassen, auch "rechtzeitig und vor dem eigentlichen Rekordversuch" melden, heißt es dazu in den von "Guinness Records" aufgestellten Regeln. In der Folge müssen Experten den Vorschlag ausführlich bewerten und sich mit Fachleuten des Gebietes austauschen, um eventuell neue Richtlinien aufzustellen. Außerdem muss geprüft werden, ob der Rekordversuch den internationalen Anforderungen entspricht.

Diese Vorgaben sprechen nicht gerade dafür, dass es Castro mit dem vermeintlichen Mordanschlag-Rekord tatsächlich ins "Guinness-Buch" geschafft hat. Immerhin: Als weltweit längstdienender Staatschef hat der 85-Jährige bereits einen Eintrag in dem Buch.

Rücktritt nach jahrelanger Herrschaft
Fidel Castro hatte Kuba seit dem Jahr 1959 regiert. Sein Rücktritt von der Staats- und im vergangenen April auch von der Parteiführung der Kommunisten erfolgte aus gesundheitlichen Gründen. Zuletzt hatte Castro im Jahr 2004 den damaligen US-Präsidenten George W. Bush beschuldigt, einen Mordanschlag gegen ihn geplant zu haben, um den Sozialismus in Kuba zu beseitigen.

Es sei bekannt, dass sich Bush mit der exilkubanischen "Mafia" mit Sitz in Miami verschworen habe, um ihn zu ermorden, erklärte Castro. "Ich sage das, und ich beschuldige ihn." Falls die USA ihre Drohungen wahrmachten und in Kuba einmarschierten, sei er bereit, "kämpfend zu sterben", fügte der Maximo Lider damals hinzu.

2005 teilte dann Kubas Geheimdienst mit, 638 Attentate auf Castro aufgedeckt zu haben. Einige davon sind im "Museum des Innenministeriums" in Havanna dokumentiert. In einer Villa im Stadtteil Miramar preist es die Erfolge der kubanischen Spionage und Spionageabwehr. In Vitrinen ist ein ganzes Waffenarsenal aus Maschinenpistolen, Schnellfeuergewehren, Faustfeuerwaffen und Dolchen zu bewundern - samt als Shampooflaschen getarnten Bomben. Auf Landkarten zeigen Pfeile die Vielzahl auswärtiger Angriffe auf die Karibikinsel, unterteilt in "Direkte Aggressionen des Imperialismus" und "Von der US-Regierung unterstützte Söldneraggressionen".

Explosive Zigarren und giftige Pillen
Die Verschwörungen gegen Castro begannen gleich nach dessen Machtübernahme am 1. Jänner 1959, und laut Havanna steckten meistens Exilkubaner oder die CIA dahinter. Versuche, den bärtigen Revoluzzer mithilfe von explosiven Zigarren, giftigen Pillen oder einem vergifteten Taucheranzug ins Jenseits zu befördern, sorgten für Furore.

Andere Pläne sahen vor, Castro lächerlich zu machen, indem man während einer seiner Reden Lachgas ins Fernsehstudio leitete oder ihm mithilfe von Puder die Barthaare ausfallen ließ. Nichts davon gelang. Die deutsche Kapitänstochter Marita Lorenz, die von der CIA auf Castro angesetzt worden war, überlegte es sich laut kubanischer Geschichtsschreibung im letzten Augenblick anders: Sie warf die Giftpillen ins Klo und sich selbst in die Arme des früher auch als Frauenheld bekannten Umstürzlers.

Selten kamen die verhinderten Attentäter ihrem Ziel so nahe wie 1971 in Chile, wo Castro den befreundeten Präsidenten Salvador Allende besuchte. Während einer Pressekonferenz schlich sich ein Mann heran, der eine Schusswaffe in einer Fernsehkamera verborgen hatte. Nach kubanischer Darstellung verließ ihn aber im letzten Augenblick der Mut. Der Mann flüchtete und ließ die präparierte Kamera zurück.

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