"Orbicularis oculi" ist das lateinische Zauberwort, um ein echtes Lächeln von einem unechten zu unterscheiden. "Der Begriff", so erklärt Nicole Krämer, Professorin für Sozialpsychologie, "bezeichnet den Ringmuskel um die Augen, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn wir tatsächlich lächeln." Dann zeigen sich die bekannten Krähenfüßchen. Da sich die Muskeln um die Augen nur schwer kontrollieren lassen, verrät gerade das Fehlen der Fältchen falsches Lächeln. Aber auch am Tempo, in dem die Mundwinkel nach oben schnellen, erkenne man, ob jemand wirklich freundlich ist.
"Je höher der Status, desto weniger wird gelächelt"
"Führungskräfte lächeln prinzipiell weniger", sagt die Wissenschaftlerin. "Je höher der Status, desto weniger wird gelächelt." So hat die Forschung zum Beispiel herausgefunden, dass Männer im Berufsalltag viel weniger lachen als Frauen. "Wenn Frauen lächeln, gilt das als normal. Lächeln sie nicht, gilt es gleich als unfreundlich." Gerade Frauen in Führungspositionen hänge häufig der Ruf der "Unfreundlichen" nach, wenn sie sich an männliches Verhalten angleichen würden. "Männer dagegen können durch ein Lächeln nur gewinnen." So erkläre sie sich auch, dass über Angela Merkels herunterhängende Mundwinkel geredet wird, "aber bei (Ex-Außenminister Frank-Walter) Steinmeier vermutlich niemand drüber gesprochen hätte".
Aber nicht nur das Berufsleben, sondern auch das Paarungsverhalten lässt interessante Aufschlüsse über das männliche und weibliche Geschlecht zu: Männer, die sich von einer attraktiven Frau beobachtet fühlen, setzen ihre Gesichtsmimik ein, um sich möglichst vorteilhaft zu präsentieren - ein unbewusstes Pfauengehabe.
Computeranimationen helfen bei der Forschung
"Als Forscher nutzt man heutzutage Computeranimationen, um die Mimik nachzubilden", sagt Krämer. Während früher die Analyse einer einzigen Gesichtsregung einen ganzen Tag dauerte, kann der Computer heutzutage dabei helfen, menschliche Gefühlsregungen schneller zu erforschen. "Wie bei einem Computerspiel haben wir dann das Gesicht einer Lara Croft, mit der wir für die Forschung einen Gesichtsausdruck herstellen können."
Gleichzeitig werden Roboter immer mehr in der Mimikforschung eingesetzt - zum Beispiel in Form von niedlichen Hasen. Versuchspersonen verbrachten eine Woche lang mit dem Roboterhasen "Nabaztag" und reagierten erstaunlich: "Wir können gar nicht anders. Auch wenn die Roboterhasen nur die Ohren bewegen und ein wenig Musik machen können, reagiert der Mensch wie in einer normalen Interaktion mit einem Menschen", sagt Krämer.
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