Mafia gelinkt

Graz: 15 Jahre Haft für geplatzten Deal mit 1,4 t Kokain

Österreich
20.07.2012 18:48
Weil er versucht hat, sage und schreibe 1,4 Tonnen Kokain von Ecuador nach Österreich und Slowenien zu schmuggeln, ist ein 47-jähriger deutscher Ex-Polizist am Freitag in Graz zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die Drogen hätte er an die italienische Mafia verkaufen wollen. Der Prozess fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt, denn sowohl Abnehmer als auch Verkäufer dürften dem Mann nach seinem Leben trachten.

Das Verfahren fand drei Tage lang unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, erst ab dem vierten Tag waren wieder Zuhörer erlaubt. Die wurden allerdings beim Saaleingang strengstens kontrolliert. Hintergrund: Der Großteil der Drogenlieferung soll für die italienische Mafia bestimmt gewesen sein, die bereits über drei Millionen Euro bezahlt haben dürfte, das Suchtgift aber nie zu Gesicht bekam. Vier ebenfalls involvierte Personen sind nach Angaben von Staatsanwältin Barbara Schwarz in Italien bereits eines nicht natürlichen Todes gestorben.

Mafia wurde nach Platzen des Deals ungehalten
1,4 Tonnen Kokain hätten von Ecuador aus nach Europa transportiert werden sollen. Ein Flugzeug war bereits gechartert und das Kokain lag angeblich am Militärflughafen von Quito bereit - in Kisten verpackt und als "Filmausstattung" deklariert. Aus irgendeinem Grund flog der - nicht eingeweihte - Pilot aber den Zivilflughafen der Stadt an, und es gab keine Möglichkeit, die Kisten her- oder den Flieger zum anderen Flughafen hinzubringen. Also platzte das Geschäft, und die Geldgeber wurden äußerst ungehalten.

Geldgeber und Verkäufer "ang'fressen" 
Die Ware hätte einen Wiederverkaufswert von zumindest 196 Millionen Euro gehabt, rechnete die Staatsanwältin vor. Als das Geschäft platzte, geriet der Beschuldigte in Panik, schaltete alle Telefone aus und wollte untertauchen. "Die Italiener waren ang'fressen, weil sie bezahlt hatten und nichts bekommen haben, die Südamerikaner waren ang'fressen, weil sie geliefert hatten und nicht bezahlt wurden", schilderte Schwarz.

Bei der Befragung des Angeklagten war die Öffentlichkeit ausgeschlossen, die Verteidigerin führte aber schon in ihrem Eröffnungsplädoyer an, ihr Mandant habe den Deal nur verhindern wollen. Tatsächlich sei außerdem gar nichts passiert, es habe nie "auch nur ein Fingerhut voll" Kokain den Besitzer gewechselt. Am letzten Verhandlungstag wurden endlose Telefonprotokolle vorgespielt, aus denen nicht viel hervorging und zu denen sich der Beschuldigte nur sehr vage äußerte. "Ich kann mich nicht erinnern" und "Dazu kann ich nichts sagen" waren seine Standardsätze.

Der Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Elisabeth Juschitz befand den 47-Jährigen für schuldig. Er wurde wegen versuchten Schmuggels zu 15 Jahren Haft verurteilt. Da der Deutsche sofort Berufung ankündigte, ist das Urteil nicht rechtskräftig.

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