"Gute Seele" Italiens
“Levitenleser” des Chaos-Kapitäns als Held gefeiert
Das Gespräch zwischen dem zaudernden Kapitän und dem resoluten Chef der Hafenkommandantur in Livorno, der in zunehmend erregtem Ton Schettino die Rückkehr auf das Schiff befiehlt (siehe auch Infobox), hat die Öffentlichkeit jedenfalls beeindruckt. Die autoritäre Stimme des Hafenoffiziers ertönte Millionen Mal im italienischen Fernsehen und Internet.
Die gute der "beiden Seelen" Italiens
"Danke Kommandant! Das dramatische Telefongespräch zwischen Schettino und De Falco könnte nicht besser die beiden Seelen Italiens darstellen. Auf einer Seite der hoffnungslos verlorene Mann, der feige Kapitän, der vor seiner Verantwortung als Mensch und Offizier flieht, und eine energische Persönlichkeit auf der anderen Seite, die sofort das Ausmaß der Tragödie begreift und mit Autorität den Kapitän zu seinen Pflichten aufruft. Und in der Mitte, wie ein verwundeter Wal, liegt eine sinkende Welt", analysierte die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Mittwoch.
Die entschlossene Vorgehensweise des Hafenoffiziers steht in krassem Widerspruch zum Verhalten des wohl in Panik geratenen Kapitäns und ist zum Thema Nummer eins in Talkshows und Leitartikeln der Zeitungen avanciert. Auf Facebook bildeten sich Fangemeinschaften (etwa hier: Fan-Page 1, Fan-Page 2, Fan-Page 3), die den kahlköpfigen und hageren Offizier in den Himmel loben. T-Shirts wurden mit De Falcos Ausdruck "Gehen Sie an Bord, verflucht noch mal!" gedruckt und bereits tausendfach verkauft. "De Falco, sofort heilig!", fordern Internet-Surfer auf Twitter.
Bescheidener Held: "Ich hätte alle retten müssen"
Doch der aus Ischia stammende Kommandant zeigt sich bescheiden und meidet das Rampenlicht der Medien, die ihn jagen. Schlaflose Nächte verbrachte der Kommandant, um die Rettungsaktion zu koordinieren. Die vielen Todesopfer lasten ihm schwer auf der Seele. "Er ist erschöpft, doch er meint, er wird keine Ruhe haben, bis nicht klar sein wird, wie sich die Dinge abgespielt haben", sagte einer seiner Mitarbeiter.
"Was habe ich Außergewöhnliches gemacht? Ich habe nur meine Pflicht erfüllt. Das, was jeder andere Mann, jede andere Frau, jeder andere Seemann gemacht hätte", erklärte De Falco in einem Interview mit der Zeitung "La Republicca". Um dann hinzuzufügen: "Was für ein Held? Ich hätte alle retten müssen."
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