Im Gegensatz zum Viertelfinale gegen England präsentierte sich das Prandelli-Team diesmal äußerst effizient. In der 20. Minute ließ Cassano den deutschen Innenverteidiger Hummels schlecht aussehen und schlug eine Maßflanke auf Balotelli, der Neuer per Kopf aus kurzer Distanz keine Chance ließ. 17 Minuten später wurde der 21-Jährige mit einem weiten Montolivo-Pass bedient - Lahm hob das Abseits auf, Balotelli marschierte auf und davon und drosch den Ball von der Strafraumgrenze ins Kreuzeck.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt verschwand der akribisch ausgetüftelte Matchplan der Deutschen im Mistkübel. Löw hatte Podolski anstelle von Schürrle und Gomez anstelle von Klose gebracht, beide mussten schon zur Pause in der Kabine bleiben.
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Löw verzichtete auf rechten Flügelspieler
Die größte Überraschung aber lieferte der deutsche Teamchef mit der Aufstellung von Kroos. Damit verzichtete die DFB-Elf auf einen rechten Flügel und bot dafür einen zusätzlichen Zentrumsspieler auf, der die Kreise des italienischen Regisseurs Pirlo stören sollte. Dieses Konzept schien zunächst aufzugehen: Die Deutschen erwischten den besseren Start und kamen der Führung erstmals in der 5. Minute nahe, als Hummels den Ball nach einem Corner mit dem Knie in Richtung Tor beförderte. Doch Pirlo stand goldrichtig und schlug den Ball - unter leichter Zuhilfenahme des Armes - aus der Gefahrenzone.
In der 12. Minute wehrte Buffon einen relativ harmlosen Querpass von Boateng aufs Schienbein von Barzagli ab, von wo der Ball knapp neben das Tor kullerte. Nur wenige Sekunden später hatte der italienische Goalie bei einem Distanzschuss von Kroos Mühe. Nach dem ersten großen Auftritt von Balotelli musste Buffon noch bei Versuchen von Özil (27.) und Khedira (35.) eingreifen, ehe er in der zweiten Hälfte zunächst im Mittelpunkt eines deutschen Sturmlaufs stand.
Özils Anschlusstor kam zu spät
Reus, so wie Klose zur Pause eingewechselt, prüfte den vierfachen Welttorhüter erstmals in der 48. Minute. 14 Minuten danach wehrte Buffon einen Freistoß des Neo-Dortmunders mit den Fingerspitzen an die Latte ab. Außerdem hatte Lahm in der 49. Minute aus guter Position weit über das Tor gezielt. Damit hatte die DFB-Elf ihr Pulver weitgehend verschossen, eine zwingende Chance wurde trotz eklatanter Feldüberlegenheit mangels Kreativität erst in der 90. Minute (Hummels scheiterte an Buffon) herausgespielt. Der Anschlusstreffer durch einen Özil-Elfmeter nach Handspiel von Balzaretti (92.) kam zu spät.
Außerdem hätten die Italiener schon vorher für klare Verhältnisse sorgen können: In der 60. Minute schoss Balotelli am langen Eck vorbei, in der 67. Minute verfehlte Marchisio das kurze Eck nur knapp. Marchisio war es auch, der in der 75. Minute die große Möglichkeit auf die endgültige Entscheidung ausließ. Auch der für Balotelli eingewechselte Di Natale vergab das 3:0 fast schon fahrlässig (82.).
So blieb es beim 2:1 für den vierfachen Weltmeister, wodurch Deutschland erstmals seit dem 0:1 gegen Spanien im WM-Semifinale 2010 (danach folgten 15 Pflichtspielsiege en suite) wieder eine Niederlage kassierte. Die Italiener hingegen sind bereits seit 15 Bewerbsspielen ungeschlagen und haben gegen die DFB-Auswahl keines der acht Aufeinandertreffen bei großen Turnieren verloren.
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