Macheten-Mord

London: Opfer Lee Rigby (25) hatte zweijährigen Sohn

Ausland
24.05.2013 07:33
Nach der brutalen Gewalttat in London, bei der zwei Männer am Mittwoch einen Passanten auf offener Straße u.a. mit einer Machete ermordet haben, ist am Donnerstagabend die Identität des Opfers veröffentlicht worden: Bei dem Mann handelt es sich um den 25-jährigen Lee Rigby (Bild), teilte das Verteidigungsministerium mit. Er hinterlässt einen zwei Jahre alten Sohn. Indes kommen immer mehr Details über die Bluttat ans Tageslicht. Eine mutige Passantin, die sich den Tätern in den Weg gestellt hatte, um ein weiteres Massaker zu vermeiden, erklärte, die Männer hätten nach eigenen Angaben einen "Krieg in London" beginnen wollen.

Bei dem britischen Soldaten, der im Londoner Stadtteil Woolwich brutal ermordert wurde, handelt sich um den 25-jährigen Lee Rigby aus dem Großraum Manchester, bestätigte das Verteidigungsministerium entsprechende Medienberichte. Der Soldat war seit 2006 Teil des 2. Bataillons des Royal Regiment of Fusiliers . "Ein sehr beliebter und humorvoller Soldat, Drummer Rigby war eine überlebensgroße Persönlichkeit innerhalb des Corps of Drums und war bei den Füsilieren bekannt, beliebt und respektiert", teilte das Ministerium in einer Erklärung mit. Der junge Mann hatte 2009 in Afghanistan und danach auch in Deutschland gedient.

"Liebevoller Vater" eines zweijährigen Sohnes
Der 25-Jährige, dessen Familie bereits über den tragischen Tod informiert worden sei, hinterlässt einen zwei Jahre alten Sohn namens Jack. Er sei ein "liebevoller Vater" gewesen, hieß es in der Erklärung des Verteidigungsministeriums. Auf Bildern ist Rigby in Paradeuniform und bei seiner Hochzeit zu sehen. Vor den Royal Artillery Barracks, in deren Nähe sich die Bluttat ereignet hatte, legten zahlreiche Trauernde am Donnerstag Blumen ab (Bild 2). 

Augenzeugen zufolge seien die Angreifer am helllichten Tag auf den Soldaten losgegangen und hätten ihn regelrecht zerstückelt (siehe Infobox). Mit blutüberströmten Händen präsentierte sich einer der Angreifer dann den umstehenden Menschen und forderte sie auf, ihn zu filmen. "Du und deine Kinder werden die nächsten sein", erklärte der Mann, der mittlerweile laut der britischen "Sun" von muslimischen Kreisen als Michael Adebolajo identifiziert wurde.

"Besser ich als irgendein Kind"
Eine Frau, die gerade zufällig mit dem Bus zum Tatort kam, zögerte nicht lange, als sie den Soldaten am Boden liegen sah. Sie wollte ihm zu Hilfe eilen, doch zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits keinen Puls mehr. "Ich habe nicht lange gegrübelt, ich dachte nur, besser ich als irgendein Kind. Immerhin ist da gleich eine Schule, und dort hätte jeden Moment Schulschluss sein können", erklärte Ingrid Loyau-Kennett (Bild 3) gegenüber dem "Telegraph". Die meisten Menschen rundherum hätten keine Anstalten gemacht einzugreifen - vielmehr wären sie damit beschäftigt gewesen, alles zu filmen, berichtete die beherzte Frau weiter. 

Um zu vermeiden, dass die Gewaltattacke weitergeht, versuchte Loyau-Kennett, einen der Täter in ein Gespräch zu verwickeln, und befragte ihn zu seinen Beweggründen. "Er ist Soldat, er hat Moslems in muslimischen Ländern getötet - und ich habe ihn getötet. Es reicht mir, dass immer wieder Moslems in Afghanistan getötet werden. Die Soldaten haben dort nichts verloren. Wir werden heute einen Krieg in London beginnen", habe Adebolajo laut der Frau geantwortet. 

Täter wollte "bleiben und kämpfen"
"Er machte nicht den Eindruck, als ob er unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stand, er wirkte nur aufgebracht", erklärte Loyau-Kennett. "Es schien, als hätte er sich unter Kontrolle und sei dennoch bereit, alles zu tun, was er wollte – und das war nach seinen Worten zu bleiben und zu kämpfen."

Als nach rund 20 Minuten die Polizei eintraf, war der Kampf allerdings vorbei. Die Beamten eröffneten das Feuer auf die Männer, einer der beiden wurde lebensgefährlich verletzt. Sobald es möglich ist, sollen die Täter vernommen werden.

"Killer von Woolwich" mit nigerianischen Wurzeln
Die "Killer von Woolwich", wie die Männer in britischen Medien genannt werden, dürften laut den Behörden einen nigerianischen Hintergrund haben, aber britische Staatsbürger sein, die sich einer radikalen Form des Islams zugewandt haben. Derzeit gehe man allerdings nicht davon aus, dass sie Verbindungen zu der radikalislamistischen Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria gehabt haben, hieß es am Donnerstag. 

Laut Premier David Cameron waren die beiden Männer bereits amtsbekannt. Der Regierungschef bezeichnete ihre Tat als "widerwärtig" und betonte, ausschließlich sie seien für den Mord verantwortlich und könnten sich nicht hinter der Lehre des Islam verstecken. Auch mehrere muslimische Gruppen in Großbritannien verurteilten den Mord und erklärten, solch ein barbarisches Vorgehen finde keine Basis im Islam.

Zwei weitere Verdächtige festgenommen
Die Polizei versucht indes fieberhaft, die Hintergründe der Bluttat zu klären. In der Grafschaft Lincolnshire und in Greenwich im Südosten Londons wurden am Donnerstag zwei Anwesen durchsucht. In den Abendstunden wurden zudem zwei weitere Verdächtige festgenommen. Ein Mann und eine Frau, beide 29 Jahre alt, seien unter dem Verdacht der Beihilfe zum Mord verhaftet worden, teilte die Polizei mit. "Dies sind große und komplexe Ermittlungen, die sich schnell verändern können", erklärte ein Sprecher Freitag früh. 

Die britische Innenministerin Theresa May hatte zuvor versichert: "Ein solches Verbrechen wird nicht unbestraft bleiben." Das Polizeiaufgebot in London wurde sicherheitshalber aufgestockt, und das solle so bleiben, bis es Klarheit über die Hintergründe der Mordattacke gebe, wie Scotland Yard mitteilte. Für das am Samstag anstehende Champions-League-Finale werden Zehntausende Besucher aus Deutschland erwartet. Die Finalteilnehmer Borussia Dortmund und Bayern München erklärten, sie reisten ohne Bedenken nach London.

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