"Historische Chance"

Männerbeauftragter soll jetzt in der Schweiz aufräumen

Ausland
24.05.2012 18:50
Es ist eine Meldung, die am Donnerstag nicht nur in der Schweiz für Aufsehen sorgte: Als erster Kanton des Landes bekommt Zürich einen Männerbeauftragten - und das starke Geschlecht in unserem Nachbarland somit erstmals eine Lobby. Ab 1. Juli wird Markus Theunert (Bild), seines Zeichens Vorkämpfer für die Rechte von Buben, Männern und Vätern, diesen in der Schweiz und auch über die Landesgrenzen hinweg wohl einzigartigen Posten besetzen. Er spricht von einer "historischen Chance".

Was man sich unter einem Männerrechtler vorstellen soll, weiß kaum jemand. Doch das soll sich jetzt ändern. "Wir werden nicht mehr ignoriert", zitiert die "Neue Zürcher Zeitung" Markus Theunert am Tag seiner offiziellen Ernennung zum ersten Männerbeauftragten der Schweiz. Den Männern fehle in gleichstellungspolitischen Belangen eine Lobby, so der Politiker gegenüber der "NZZ".

In der 20-köpfigen eidgenössischen Kommission für Frauenfragen, der für Frauen- und Gleichstellungspolitik zuständigen außerparlamentarischen Kommission des Bundesrates, sei der 39-Jährige mit seiner männerspezifischen Sicht seit Jahren ein Exot. Doch nun habe seine Stunde geschlagen. "Jetzt kommt die männliche Emanzipation", titelt die Zeitung. 

"Gleichstellung braucht auch Männer"
Die historische Bedeutung des neuen Postens wird auch in einer offiziellen Mitteilung der Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich hervorgehoben. Bezeichnend dabei schon der Untertitel: "Denn Gleichstellung braucht auch Männer." Als Gründungspräsident des Dachverbands Schweizer Männer- und Väterorganisationen (männer.ch) sei Theunert in diesem Thema seit vielen Jahren fachlich und politisch engagiert, wird seine Verpflichtung zum "schweizweit ersten Männerbeauftragten" begründet.

Soviel ist sicher: Theunert gehört als Gründer der seit mehr als zehn Jahren erscheinenden "Schweizer Männerzeitung" zu den Wortführern der Männerbewegung. Er kämpfe bereits seit Jahren für jene Gruppe von Männern, "die das Auseinanderklaffen zwischen persönlichen Vorstellungen der Lebensgestaltung und dem Korsett vorherrschender Rollen- und Machtstrukturen nicht länger hinnehmen will", fasst die "NZZ" die Anliegen des auf Männerarbeit spezialisierten Psychologen zusammen.

Abgrenzung vom schrillen Antifeminismus
Allerdings, wird in dem Bericht ergänzt, sei der gebürtige Basler der "unverkrampften Fraktion" der Männerlobby zuzurechnen. Theunert grenze sich demnach insbesondere vom ideologisch aufgeladenen, schrillen Antifeminismus klar ab. Hinter der Abgrenzung dürfte taktisches Kalkül stecken, sorgt doch die Schweizer Interessensgemeinschaft Antifeminismus seit ihrer Gründung 2010 immer wieder für negative Schlagzeilen. Initiator Rene Kuhn, Ex-Politiker der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei, bezeichnte Feministinnen etwa als "zerlumpte Vogelscheuchen" und als "Gruselkabinett".

Theunert spricht im Zusammenhang mit seinem neuen Job lieber von einer "historischen Chance", die Gleichstellungsfrage zu einem die Geschlechter übergreifenden Anliegen zu machen, und von der Möglichkeit, dass sich Männer und Frauen "auf Augenhöhe" begegnen. Wie genau dies künftig in die Tat umgesetzt werden soll, kann der 39-Jährige derzeit jedoch nur vage umreißen. 

Männerpolitik-Buch begleitet Postenbesetzung
Da passt es zeitlich umso besser, dass just an dem Tag, an dem Theunerts Ernennung zum Männerbeauftragten verkündet wird, auch ein neues Buch zum Thema Männerpolitik erscheint. "Männerpolitik - Was Jungen, Männer und Väter stark macht" soll laut Buchbeschreibung des Verlags Antworten auf Fragen der Gleichstellung geben. Herausgeber ist als "männer.ch"-Präsident niemand anderer als Markus Theunert selbst. Und damit nicht genug, wird das deutsche Familienministerium auf seinen Anstoß hin kommenden Herbst zum ersten internationalen Männerpolitik-Kongress nach Berlin einladen.

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