Wer hätte das vor einigen Wochen für möglich gehalten? Am 4. Juni scheiterte die damals beim 75.000 Dollar dotierten Rasen-Challenger in Nottingham topgesetzte Österreicherin gleich in der ersten Runde an einer gewissen Alison Riske (USA), in der Woche darauf in Birmingham ebenfalls gleich zum Auftakt an der Britin Anne Keothavong. Und nun steht Paszek doch tatsächlich im Tennis-"Mekka" wieder unter den besten acht Spielerinnen.
Die Art und Weise wie Paszek auf Court 12 von Beginn weg das Spiel gegen Vinci dominierte, war beeindruckend. Es war übrigens jener Platz, auf dem sie im Vorjahr Francesca Schiavone in der dritten Runde nach insgesamt 3:41 Stunden mit 11:9 im dritten Satz förmlich niedergerungen hatte. Etwas mehr als ein Jahr später war von einem Kampf keine Rede. Die einzige Gemeinsamkeit war die Nationalität ihrer Gegnerin: Doppel-French-Open-Siegerin Vinci stammt wie Schiavone aus Italien.
Doch an diesem Tag half auch das Anfeuern von Roland-Garros-Finalistin Sara Errani gar nichts: Gegen eine von der Vor- und Rückhand immer wieder punktende Paszek (19 Winner) war für Vinci kein Kraut gewachsen. Paszek ging rasch 4:0 in Führung, musste zwar zum 4:2 den Aufschlag abgeben, holte dann aber Satz eins nach nur 27 Minuten souverän.
Paszek: "So macht das Spaß"
Im zweiten Durchgang ließ sich Paszek von einem Serviceverlust zum 2:2, also dem Rebreak von Vinci, auch nicht aus der Ruhe bringen und ließ der Weltranglisten-23. in der Folge gar kein Game mehr. Nach etwas mehr als einer Stunde riss Paszek beide Arme in die Höhe und bedankte sich beim Publikum. "So macht das Spaß!", schrie sie lachend in Richtung Manager und ÖTV-Präsident Ronnie Leitgeb.
Die Weltranglisten-37. hat damit alle Punkte aus dem Vorjahr verteidigt und 145.000 Pfund (179.722 Euro) Preisgeld sicher. Ihre nächste Gegnerin ist die als Nummer zwei gesetzte Asarenka, die über die Serbin Ana Ivanovic (14) mit 6:1 und 6:0 hinwegfegte.
Herren-Doppel mit Austro-Beteiligung weiter
Österreichische Siege gab es am siebenten Turniertag aber auch abseits von Paszek: So erreichten Jürgen Melzer und Paszeks Vorarlberger Landsmann Julian Knowle mit ihren Partnern die nächste Runde. Letzterer bezwang an der Seite des Italieners Daniele Bracciali das argentinische Duo Juan Ignacio Chela/Eduardo Schwank letztlich sicher mit 7:5, 7:5, 6:1 und steht erstmals seit Paris 2010 wieder in einem Major-Viertelfinale.
Für den Wimbledon-Finalisten von 2004 und US-Open-Sieger von 2007 – jeweils mit verschiedenen Partnern – ist es das insgesamt fünfte Mal, dass er bei einem der vier Majors in die Runde der letzten acht vorstoßen konnte. Die noch ohne Satzverlust gebliebenen Bracciali/Knowle, die in der zweiten Runde überraschend das topgesetzte Gespann Max Mirnyi/Daniel Nestor (BLR/CAN) mit dreimal 6:4 ausgeschaltet hatten, treffen nun im Kampf um Knowles viertes Major-Halbfinale entweder auf Steve Darcis/Olivier Rochus (BEL) oder Robert Lindstedt/Horia Tecau (SWE/ROM-5).
Auch Melzer und sein deutscher Partner Philipp Petzschner sind nach einem 6:3, 6:4, 6:7(6), 6:2 über Lu Yen-hsun/Alexander Waske (TPE/GER) eine Runde weiter, allerdings erst im Achtelfinale. Für das als Nummer zehn gesetzte Duo geht es nun gegen die Sieger aus Michail Elgin/Denis Istomin (RUS/UZB) vs. Mahesh Bhupathi/Rohan Bopanna (IND-7).
Lisicki wirft Scharapowa raus
Sensationell ausgeschieden ist am Montag Maria Scharapowa. Die topgesetzte Russin, die erst bei den French Open mit dem Titel ihren Karriere-Grand-Slam fixiert und die Nummer-eins-Position erobert hatte, musste sich der als Nummer 15 gesetzten Deutschen Sabine Lisicki nach 1:24 Stunden mit 4:6, 3:6 geschlagen geben.
Scharapowa, die erst vor wenigen Wochen in Roland Garros ihren Karriere-Grand-Slam perfekt gemacht hatte und zurück auf den Tennis-Thron geklettert war, blieb wie immer professionell und fair. "Sie hat einfach viele Dinge besser gemacht als ich. Sie hatte immer schon dieses Potenzial. Wenn sie auf diesem Level spielt, gehört sie sicher in die Spitze", so Scharapowa. "Natürlich verschwindet das, was ich vor ein paar Wochen erreicht habe, nicht sofort, das habe ich für den Rest meiner Karriere. Die Tenniswelt dreht sich weiter."
Auch die Titelverteidigerin Petra Kvitova sowie die 13-fache Major-Siegerin Serena Williams, die Nummern vier und sechs des Turniers, hatten große Mühe – allerdings trotzdem Erfolg. Die Tschechin rang Francesca Schiavone (ITA-24) 4:6, 7:5, 6:1 nieder und Williams musste gegen die Kasachin Jaroslawa Schwedowa (KAZ) mit 6:1, 2:6, 7:5 ebenfalls über die volle Distanz. Nun spielen die beiden im Viertelfinal-Hit gegeneinander.
Federer erreicht als Erster das Viertelfinale
Bei den Herren erreichte Roger Federer, der auf seinen siebenten Wimbledon-Titel aus ist, das Viertelfinale durch eine 7:6(1), 6:1, 4:6, 6:3 gegen den Belgier Xavier Malisse. Mit diesem Sieg sicherte er sich sein bereits 33. Grand-Slam-Viertelfinale en suite. Der 30-jährige Schweizer trifft nun auf den Russen Michail Juschnij, der sich in fünf Sätzen gegen den Usbeken Denis Istomin durchsetzte.
Federer musste sich allerdings mehrmals am Rücken behandeln lassen. "Es war wohl eine Mischung aus dem Fünf-Satz-Match (in der Runde davor gegen Julien Benneteau, Anm.) und dem kalten Wind heute. Es fühlt sich jedenfalls schon wesentlich besser als vor ein paar Stunden an", gab Federer am Montagabend Entwarnung. Er sei jedenfalls nicht besorgt, versicherte er. Der Schweizer wird auf jeden Fall Rafael Nadal als Nummer zwei der Welt ablösen, programmierter Halbfinalgegner wäre der aktuelle Weltranglisten-Leader Novak Djokovic. Holt Federer Major-Titel Nummer 16, löst er den Serben an der Spitze ab.
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