Weltweit einzigartig
Russische Bank testet Bankomaten mit Lügendetektor
Um die Bonität potenzieller Kreditnehmer zu prüfen, werden diesen bestimmte Fragen gestellt, etwa ob diese momentan einer geregelten Arbeit nachgehen oder ob sie Kreditschulden haben. Das System soll so erkennen, ob der Antragsteller die Wahrheit sagt oder lügt. Es ist in der Lage, anhand der Intensität und Geschwindigkeit der Sprache zu analysieren, ob der Betroffene nervös wirkt. Das System kann somit mittels Auswertung spontaner menschlicher Reaktionen erkennen, ob ein Kunde etwas zu verbergen hat.
Software basiert auf Daten der russischen Polizei
Die Software, die dabei zum Einsatz kommt, basiert auf einer Beispieldatenbank aufgezeichneter Aussagen aus Verhören der russischen Polizei, die sich im Nachhinein als Wahrheit oder Lüge herausstellten und entsprechend gekennzeichnet wurden, führt Dmitri V. Dyrmovsky vom Speech Technology Center gegenüber der "New York Times" aus. Zu den größten Kunden des Speech Technology Center zählt übrigens auch der russische Inlands-Nachrichtendienst FSB.
Hundertprozent Glauben schenken wolle die Bank der Technologie aber (noch) nicht, wie Victor M. Orlovsky, Vize-Präsident für Technologie der Sberbank, erklärt. Ein Kunde könne ja zum Beispiel aus anderen Gründen als seinem Kreditantrag nervös wirken. Das System würde lediglich eine "statistische Hilfe" darstellen.
Keine rechtlichen Bedenken bei Datenschutz?
Sberbank, die sich mehrheitlich in russischem Staatsbesitz befindet, plant nun, die Kredit gebenden Lügendetektoren, dessen Prototyp momentan im Moskauer Zukunftslabor der Bank steht, in Einkaufszentren und Bankfilialen aufzustellen. Zeitrahmen wurde allerdings vonseiten der Bank noch keiner genannt. Fest steht jedoch: Der neue Geldautomat mit Lügendetektor wäre der weltweit erste seiner Art.
Der Lügendetektor ist jedoch nicht das einzige besondere Feature, das den neuen Geldautomaten auszeichnet. Dieser scannt zudem Reisepässe ein, zeichnet Fingerabdrücke auf und arbeitet mit einer dreidimensionalen Gesichtserkennungs-Software.
Was den Datenschutz betrifft, betont Orlovsky, dass das System nicht die Privatsphäre der Kunden verletze. Es entspreche den geltenden russischen Datenschutz-Bestimmungen, versichert der Bankmitarbeiter. "Wir klettern nicht in das Gehirn der Kunden. Wir dringen nicht in ihr Privatleben ein. Wir wollen nur herausfinden, ob sie die Wahrheit sagen", so Orlovsky, der keinen Grund zur Beunruhigung in dem neuen System erkennen will.
Chip speichert Stimmprofil des Kunden
Das Speech Technology Center und Sberbank testen außerdem weitere biometrische Funktionen, die auch heimische Bankomaten-Betreiber interessieren könnten. So haben die beiden Unternehmen eine Bankkarte entwickelt, die das Stimmprofil des Nutzers auf einem Chip speichert und mit dessen Hilfe er sich gegenüber dem Bankomaten authentifiziert.
Dadurch würden die Betreiber auch rechtliche Probleme in Bezug auf den Datenschutz umgehen - das Anlegen einer zentralen Datenbank mit den Stimmprofilen der Kunden sei in Russland nicht gestattet, so ein Mitarbeiter der Sberbank. Daneben wird ein Gesichtserkennungssystem getestet, das Kunden beim Betreten des Geldinstituts erkennt - und vielleicht auch je nach Kontostand mehr oder weniger aufmerksam willkommen heißt.
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