"Banaler Unfall"
Schettino kassierte angeblich 50.000 Euro für Interview
"Es ist absurd, dass Schettino 50.000 Euro für ein Interview bekommt. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Passagiere eine Entschädigung von lediglich 14.000 Euro erhalten haben. Wir fragen uns, ob wir die Stimme einer Person hören wollen, die ganz Italien in Verruf gebracht hat", sagte Massimiliano Dona vom Konsumentenschutzverband UNC.
"Er begreift den Schmerz nicht"
Heftigen Protest löste das Interview, das Canale 5 Rekordeinschaltquoten bescherte, aber vor allem bei den Angehörigen der Todesopfer aus. "Aus dem Interview geht klar hervor, dass Schettino den Schmerz der Angehörigen nicht begreift", sagte Susy Albertini, Mutter der fünfjährigen Dayana, dem jüngsten Opfer.
"Ich verstehe Schettinos Aussagen nicht. Seine Art, von der Tragödie zu sprechen, ist banal und oberflächlich. Es ist, als würde er nicht begreifen, dass er den Tod von 32 Personen verursacht hat", kommentierte Elio Vincenzi, Ehemann der bei der Havarie ums Leben gekommenen Maria Grazia Vincenzi.
Der ermittelnde Staatsanwalt Francesco Verusio warf Schettino Widersprüchlichkeiten vor: "Alles war seine Verantwortung. Jetzt stellt er sich als perfekter Kommandant dar, der sich nichts vorzuwerfen hat. Das ist unfassbar!"
"Schiffsunglück war ein banaler Unfall"
Im Interview in der Canale-5-Sendung "Quinta Colonna" bezeichnete der 52-jährige Schettino das Schiffsunglück als "banalen Unfall", der wegen einer Serie von Zwischenfällen in einer Tragödie endete. Es hätten sowohl Menschen als auch die Technik zeitgleich versagt, sagte der Kapitän, der am vergangenen Donnerstag aus dem Hausarrest entlassen wurde (siehe Infobox). Zugleich gab er an, er habe zum Zeitpunkt des Unfalls nicht die Kontrolle über das Schiff gehabt, andere Crew-Mitglieder hätten die Navigation geleitet. Er selber sei wegen eines Anrufes abgelenkt gewesen.
Er könne aber jedenfalls sagen, dass seine Entscheidung, das Schiff nach dem Auflaufen auf den Felsen in flachere Gewässer in der Nähe des Hafens von Giglio zu führen anstatt sofort eine Evakuierung anzuordnen, möglicherweise Leben gerettet habe.
"Ich wollte nicht flüchten"
Er wiederholte auch, dass der Grund, warum er das Schiff verließ, der sei, um die da bereits angelaufenen Evakuierungsmaßnahmen von der Küste aus besser überblicken und koordinieren zu können. Der Kapitän bestritt, dass er aus Angst vor dem Ausmaß der Tragödie das Schiff verlassen habe und flüchten wollte. "Das sind alles Lügen. Ich hätte am liebsten mit meinen eigenen Händen das Schiff gestützt, doch es war nicht möglich", erklärte Schettino.
Passagiere sagten, sie seien schockiert gewesen, als sie gesehen hätten, dass der Kapitän bereits an Land gewesen sei, als sie in Sicherheit gebracht wurden. An Bord hätten Verwirrung und Chaos geherrscht.
Schettino will Angehörige der Opfer treffen
Schettino erklärte auch, er wolle die Angehörigen der Opfer treffen. "Es ist normal, dass die Opfer auf meinem Gewissen lasten. Ich kann absolut nicht akzeptieren, was geschehen ist. Doch ich muss stark genug sein, um damit zu leben", sagte der Kapitän, der in der Ortschaft Meta di Sorrento südlich von Neapel lebt.
Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" war am 13. Jänner mit etwa 4.200 Menschen an Bord auf einen Felsen aufgelaufen und gekentert. 30 Menschen kamen dabei ums Leben, zwei Passagiere werden immer noch vermisst. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher.
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