Understatement und Selbstzweifel gelten gemeinhin nicht als hervorstechende Persönlichkeitsmerkmale von Frank Stronach. Der Polit-Newcomer ist von sich und seinen körperlichen Fähigkeiten restlos überzeugt. "Ich bin jetzt 81 Jahre jung und noch immer sehr fit. Ich gehe gerne Tennis spielen und fahre mit den jungen Burschen auch immer noch die Buckelpiste runter", posaunt der austro-kanadische Selfmade-Millionär gegenüber krone.at.
"Ich bin gerüstet"
Vermutlich nicht gänzlich ohne wahltaktisches Kalkül im Hinterkopf. Für Politiker ist es eine dankbare Steilvorlage, wenn sie nach ihrer Sportaffinität gefragt werden. Mit Wohlgefallen inszenieren sie sich in der Regel als jugendlich, agil, fit. "Dahinter steckt natürlich die Message: 'Schaut her, liebe Leute, ich bin für diesen kräftezehrenden Job gerüstet.' Das kann schon einen gewissen Imagewert bringen, erklärt Politikberater Thomas Hofer im Gespräch mit krone.at. "Es kann den Politiker freilich auch vermenschlichen, wenn er oder sie sich zum Beispiel in einer schönen Berglandschaft zeigt."
Bergfex Faymann
Wie etwa Werner Faymann. Den Bundeskanzler zieht es regelmäßig in die Berge. "Als Jugendlicher habe ich gerne und viel Fußball gespielt. Mit der Zeit haben sich meine aktiven sportlichen Interessen geändert: Skitouren im Winter und Bergsteigen im Sommer, wenn es der Terminkalender zulässt", verrät er.
Ganz ähnlich veranlagt ist Michael Spindelegger. "Skifahren im Winter, ein wenig Tennis im Sommer geht sich aus. Auch fürs Wandern und Laufen muss hin und wieder Zeit sein. Meine Buben sind fußballbegeistert. Gelegentlich schauen wir uns gemeinsam ein Match an", so der Vizekanzler.
Gerade bei Regierungspolitikern ist der Grat zwischen gewiefter Selbstinszenierung und dem Tritt ins Fettnäpfchen allerdings recht schmal. "Man stelle sich etwa ein Foto von Faymann in der Badehose vor - das hätte zu seinem Amt als Bundeskanzler nicht gepasst", sagt Experte Hofer. "Bei Oppositionspolitikern ist das nicht so schlimm."
"Leistungssportler" Strache
Das dachte sich wohl auch FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache, als er unlängst ein Bild von sich und seinem nackten Oberkörper durch die Facebook-Welt jagte. Sein knackiger Sixpack kommt nicht von ungefähr. Früher kickte er als "Leistungssportler" für die Jugend und die Junioren des Wiener Sportklubs. "Ich begann in der Schülerliga als Libero und hatte zuletzt die Position des Flügelstürmers", schildert er. Heute schwitzt er sich drei- bis fünfmal pro Woche für den stressigen Politik-Alltag fit: Zehn Kilometer laufen, 40 bis 60 Kilometer mit dem Fahrrad oder Fitness-Zirkel im Studio spult Strache gern herunter.
Auch Eva Glawischnig von den Grünen, bekennende Sportklub-Anhängerin, gibt sich als Sportskanone. "Im heurigen Sommer war ich fast jeden Tag schwimmen", erzählt sie. Sonst geht sie zweimal pro Woche laufen, schwingt das Tennisracket, radelt oder besteigt Berge.
Für BZÖ-Chef Josef Bucher ist Sport sogar "Lebenselixier" und "unterhaltsamer, spannender und gesellschaftlicher Fixpunkt in meinem Alltag". "Ich versuche, jede freie Minute zu nützen, um zumindest einige Laufrunden in der Prater-Hauptallee oder im Augarten zu absolvieren", so der Franz-Klammer- und Bayern-München-Fan, der sich im Winter gerne mit Freunden auf Skitouren begibt.
Bucher meidet VIP-Klubs
Auf VIP-Tribünen diverser sportlicher Großevents findet man Bucher übrigens - ebenso wie Strache - "praktisch nie". Er sei ein Politiker, "der wichtige Entscheidungen lieber im Parlament trifft".
Diese Haltung sei taktisch nicht unklug, konstatiert Politik-Experte Hofer: "In Richtung Wählerschaft ist es günstig, wenn sich der Politiker mitten unter die Leute setzt und sich als 'einer von ihnen' gibt."
Durchaus wird der VIP-Klub aber dazu verwendet, "Netzwerke zu pflegen" (Glawischnig) oder "das eine oder andere Wort über tagesaktuelle Themen zu wechseln" (Spindelegger). "Aber Entscheidungen fallen dann doch im professionellen Umfeld, wie es sein sollte", versichert Spindelegger.
An Bedeutung verloren
Schließlich hat die VIP-Tribüne als Ort für Geschäftsanbahnungen an Attraktivität verloren. "VIP-Klubs haben in dieser Hinsicht vor zehn, 20 Jahren eine viel stärkere Bedeutung gehabt als heute. Im Zuge der Korruptionsbekämpfung sind die Unternehmen schließlich immer vorsichtiger geworden, wen sie einladen. Das ist mittlerweile eine sehr heikle Geschichte", so Hofer.
Bucher sieht das ähnlich: "Bei Sportevents sollte der Sport im Vordergrund stehen."
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