Spanien ist damit nach Griechenland, Irland und Portugal das vierte Land, das den Euro-Rettungsfonds anzapft. Grundlage für die spanische Summe solle das vergangene Woche vorgelegte Ergebnis einer Untersuchung durch private Wirtschaftsprüfer sein, bekräftigte De Guindos. Diese haben eine Kapitallücke von maximal 62 Milliarden Euro ermittelt. Die Euro-Hilfen können der Regierung zufolge in drei bis vier Monaten an die Geldhäuser fließen. In dringenden Fällen seien auch vorübergehende Stützungsmaßnahmen möglich.
Die EU-Kommission zeigte sich jedenfalls zuversichtlich, binnen weniger Wochen ein "Memorandum of Understanding" als Basis für den Finanzbedarf der Banken mit der spanischen Regierung zu vereinbaren. Die Hilfen aus den Rettungsschirmen EFSF oder ESM seien aber mit Restrukturierungsplänen und anderen Reformauflagen für den Finanzsektor verbunden, sagte Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel.
Die Euro-Gruppe hatte vergangene Woche vereinbart, dass Spanien zunächst den Rettungsfonds EFSF nutzen kann und die Finanzhilfe im Juli auf den dann einsatzbereiten permanenten Rettungsmechanismus ESM übergehen soll. De Guindos hatte zuletzt von einem Rückzahlungszeitraum von 15 Jahren für die Hilfen sowie einer Verzinsung von drei bis vier Prozent gesprochen.
Spanien im Sumpf der Schuldenkrise
Spaniens Banken kämpfen nach dem Platzen einer Immobilienblase mit einem Berg faule Kredite. Dabei geht es Regierungskreisen zufolge vor allem um die verstaatlichten Institute Bankia, CatalunyaCaixa, NovaGalicia and Banco de Valencia. Diese Institute könnten möglicherweise schon im Juli rund 40 Milliarden Euro benötigen.
Das finanzschwache Land, das tief in der Wirtschaftskrise steckt und unter einer Rekordarbeitslosigkeit leidet, kann sich selbst an den Kapitalmärkten nur noch zu hohen Zinsen frisches Geld besorgen. Mit der europäischen Geldspritze für die Kreditinstitute will sich die Regierung nun etwas Luft im Kampf gegen die Schuldenkrise verschaffen.
Druck auf Spanien nach wie vor groß
Die Aussicht auf Hilfe konnte die Banken aber nicht aus der Schusslinie bringen. Die Ratingagentur Moody's stand Finanzkreisen zufolge kurz davor, die Kreditwürdigkeit der Institute herunterstufen. Dies sei eine Folge der Herabstufung des spanischen Staatsratings um gleich drei Stufen vor zwei Wochen.
Auch am Kapitalmarkt blieb das Land unter Druck: Die Renditen für zehnjährige spanische Staatsanleihen stiegen zeitweise auf 6,5 Prozent. Im Ringen um das Vertrauen der Anleger kündigte Regierungschef Mariano Rajoy neue Reformen zur Ankurbelung der lahmenden Wirtschaft und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze an. Zugleich halte die Regierung aber am Abbau des Haushaltsdefizits fest. Ein nächster Test steht am Dienstag an, wenn Spanien erneut mit Bonds den Kapitalmarkt anzapft.
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