Die Nationalhymne hatten sie noch gemeinsam mit Torhüter-Ikone Gianluigi Buffon inbrünstig mitgesungen. Doch nach dem 1:0 für die Spanier in der 14. Minute wurde es dann auffällig ruhig, in der Gluthitze des südeuropäischen Abends erwischte die Fans noch dreimal die kalte Dusche in Form von Gegentoren. Lediglich einige Gruppen spanischer Studenten hatten im Circus Maximus etwas zu feiern. Für Hunderttausende Italiener war es ein Katzenjammer: "Wir sind dabei, gegen die stärkste Mannschaft der Welt zu verlieren", meinte der RAI-Kommentator schonungslos ehrlich.
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Überall Public Viewing
Unter einer Hitzeglocke mit Rekordtemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius hatten die italienischen Fußballfans am Sonntag überall im Land dem EM-Finale ihrer Azzurri gegen Spanien entgegengefiebert. Nicht nur auf den großen Plätzen in den Großstädten wie Mailand, Turin, Rom oder Neapel verfolgten Zehntausende beim abendlichen Public Viewing, wie sich ihr Team um das neue Idol Mario Balotelli in Kiew schlug.
In Rom hatte Bürgermeister Gianni Alemanno den Circus Maximus für das Spektakel freigegeben. Hunderttausende Fans strömten dorthin, um das Endspiel auf vier gigantischen Leinwände zu verfolgen. Die antike Spiel- und Vergnügungsanlage Roms war damit wieder zur Übertragung großer Kämpfe gefragt - so wie schon 2006, als die Italiener hier frenetisch ihren WM-Titel feierten.
Vier Tankfahrzeuge mit 10.000 Litern Wasser
Während immer mehr grün-weiß-rote Fahnen von den römischen Balkonen ausgerollt wurden, waren trotz der Gluthitze erste Fans schon früh mit Transparenten und Vuvuzelas zum Circus gezogen. Es war so heiß, dass etliche männliche Fans mit nacktem Oberkörper unterwegs waren. Der Zivilschutz war mit vier Tankfahrzeugen angerückt, die jeweils an die 10.000 Liter fassten, um den Boden des antiken Geländes etwas zu besprengen. Hunderte von Helfern verteilten Wasser an die Tifosi in dem alten Stadion - 350.000 Flaschen waren dorthin gebracht worden.
Auch auf den Inseln wie Capri, in Gefängnissen und den Zeltstädten der im Mai von Erdbeben betroffenen Menschen in der Emilia standen Bildschirme. Die Franziskanermönche im umbrischen Assisi verfolgten das Match in Höchstspannung - gemeinsam mit zwei spanischen Brüdern. Auf dem neuesten Stand waren italienische Fußballfans auch über den Wolken: In Realzeit informierte sie Alitalia auf abendlichen Flügen, wie die "Squadra" auf dem Rasen von Kiew demontiert wurde.
Wie schon vor dem Halbfinale gegen Deutschland waren auch viele Bars und Restaurants grün-weiß-rot geschmückt und auf einen Ansturm vorbereitet. Unabhängig vom Ausgang des Endspiels um den EM-Titel hatte Staatspräsident Giorgio Napolitano das Nationalteam bereits zuvor für Montagabend zum Empfang in den Quirinalpalast geladen.
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