Auch Elfriede Rinkel

USA zahlten Nazis 20 Mio. $ an Sozialleistungen

Ausland
01.06.2015 09:21
Die USA haben zwischen Februar 1962 und Jänner 2015 über 20 Millionen Dollar (rund 18,5 Millionen Euro) an Sozialleistungen an 133 ehemalige Nazi-Kriegsverbrecher, SS-Wächter und andere möglicherweise an den Gräueltaten im Dritten Reich beteiligte Personen ausbezahlt. Diese zuvor weit niedriger geschätzte Zahl an Zuwendungen geht aus Aufzeichnungen des US-Justizministeriums hervor.

Laut einem Report der Nachrichtenagentur AP will die Social Security Administration noch diese Woche einen detaillierten Bericht dazu veröffentlichen. In dem Report werden laut AP keine Namen genannt, doch Beschreibungen von meheren Leistungsträgern deuteten auf einige Personen hin, wie Elfriede Rinkel, die zugab, eine Aufseherin im KZ Ravensbrück gewesen zu sein, dem größten Konzentrationslager für Frauen im Dritten Reich. 1945, als Rinkel noch dort arbeitete, wurden Tausende Gefangene auf Anordnung der SS in Gaskammern getötet.

Sie allein habe etwa 120.000 Dollar an Sozialleistungen erhalten. Rinkel war in den 1950ern nach Kalifornien ausgewandert und hatte einen aus Deutschland stammenden Juden geheiratet, dessen Eltern im Holocaust getötet worden waren. 44 Jahre lang lebte sie völlig unbehelligt in den USA. Auch ihr Ehemann habe nichts von ihrer Vergangenheit im Konzentrationslager gewusst.

Rinkel soll heute in der Schweiz leben
2004 war gegen sie ein Abschiebeprozess eingeleitet worden, nachdem ihre Beteiligung an den Nazi-Gräueltaten bekannt geworden war. 2006 stimmte sie zu, die USA zu verlassen - und erhielt weiterhin ihre Witwenpension, die ihr nach dem Tod ihres Mannes im Jänner 2004 zustand. Auch sahen die Vereinigten Staaten von einer weiteren Verfolgung ab, wenn sie das Land für immer verlasse.

Rinkel soll zunächst nach Deutschland zurückgekehrt sein und jetzt in der Schweiz leben. Die deutschen Behörden prüfen derzeit, ob sich bei der heute 92-Jährigen Mord oder Beihilfe zum Mord nachweisen lässt, da alle anderen mutmaßlichen Verbrechen - sie selbst sagte stets, sich nichts zuschulden kommen haben zu lassen - verjährt seien. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem pocht auf ein Gerichtsverfahren.

Fast 400.000 Dollar für Jakob Denzinger
Ein weiterer Empfänger der Sozialleistungen, Jakob Denzinger, der im Zweiten Weltkrieg als Wächter in mehreren Konzentrationslagern gearbeitet hatte und die USA 1989 verließ, als er erfuhr, dass ihm aufgrund seiner Taten seine Staatsbürgerschaft aberkannt werden sollte, lebt nach Angaben seines Sohnes heute in Kroatien. Er leide unter Herzproblemen und sei fast blind. "Das Ende ist nah", so sein Sohn. Denzinger hat dem Bericht zufolge fast 400.000 Dollar an Sozialleistungen von den USA erhalten. Eine Beteiligung an den Kriegsverbrechen wurde ihm nie nachgewiesen.

Efraim Zuroff, der Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums und als "letzter Nazi-Jäger" bekannt, sagte, das US-Justizministerium habe getan, was notwendig gewesen sei, um die mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher aus dem Land zu bekommen, aber es sei nicht nachvollziehbar, dass so viele von ihnen trotzdem weiter Geld bekommen hätten.

Die Zahlungen wurden erst im Jänner dieses Jahres eingestellt, als in den USA ein neues Gesetz mit dem Namen "No Social Security for Nazis Act" in Kraft trat.

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