"Nur höfliche Frage"

Vatikan lehnt direkten Dialog mit Pfarrerinitiative ab

Österreich
17.04.2012 10:09
Der Vatikan lehnt einen direkten Dialog zwischen der österreichischen Pfarrerinitiative und Papst Benedikt XVI. ab. Laut Vatikan-Sprecher Federico Lombardi (rechts im Bild) handle es sich um ein "Pastoralproblem". Es sei Aufgabe der österreichischen Bischöfe und Bischofskonferenz, diesen Dialog zu führen.

"Das ist der normale Weg", sagte Lombardi vor österreichischen Journalisten in Rom. Der Papst hatte am Gründonnerstag Kritik an der Pfarrerinitiative und deren "Aufruf zum Ungehorsam" geübt. "Ist Ungehorsam wirklich ein Weg?", so Benedikt XVI. Von Kirchenrebell Helmut Schüller war dies als Aufforderung zum Dialog missverstanden worden.

"Wort Ungehorsam ist Tabubruch"
"Der Text des Papstes war moderat. Der Papst hat keine Türen zugeschlagen, aber das war überhaupt keine Einladung, um mit diesen Initiativen fortzufahren", erklärte in Rom auch der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari (links im Bild). "Das Wort Ungehorsam ist im Blick der Majorität der Weltkirche und in geistlichen Kreisen außerhalb Österreichs ein ungeheurer Tabubruch. Das wird als spiritueller Bankrott gesehen." Kapellari zitierte in dem Zusammenhang den chinesischen Philosophen Laotse: "Wenn die Begriffe nicht mehr stimmen, gerät das Staatswesen in Unordnung. Das gilt auch für die Kirche."

Unterstützung für diese Sichtweise gibt es auch aus dem Zentrum der katholischen Weltkirche. "Man sucht Einheit, indem man neue Spaltungen sucht. Das kann nicht das Ziel sein. Es braucht mehr innerkatholische Ökumene", meinte etwa Kurien-Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen.

"Ereignisse in Österreich werden weltweit registriert"
Österreichs katholische Problemzonen sind in der Weltkirche derzeit in aller Munde. Die Bestellung eines homosexuellen Pfarrgemeinderates im niederösterreichischen Stützenhofen (siehe Infobox) sorgt auch bei Geistlichen in der spanischsprachigen Welt für großes Aufsehen, in italienischen Pfarren werden Fürbitten für die Pfarrerinitiative gesprochen, auf dass die ungehorsamen Priester aus Österreich ihren Weg korrigieren mögen, wie in Rom erzählt wird. "Die Ereignisse in Österreich werden weltweit registriert", so Benedikt Steinschulte, Referent beim Päpstlichen Rat für Soziale Kommunikationsmittel und langjähriger Kenner der Römischen Kurie.

Dass der Papst in seiner Gründonnerstagspredigt auf die Pfarrerinitiative hingewiesen hat, dürfte aber nicht nur an österreichischen Pfarrern gelegen haben, sondern auch an kritischen Pfarrergruppen in Deutschland und Irland, wie Vatikan-Sprecher Lombardi durchklingen ließ.

"Nur höfliche rhetorische Frage des Papstes"
"Papst Benedikt ist kein Mann, der mit dem Holzhammer operiert, aber in seinem Kirchenbild ist Gehorsam wichtig", rundete Kurien-Kenner Steinschulte das Bild ab. "Österreich liegt dem Papst am Herzen." Benedikts Ausführungen zur Pfarrerinitiative seien aber wohl als "höfliche rhetorische Frage" gemeint gewesen.

Initiativen wie jene der österreichischen Pfarrer um Schüller hätten allerdings eine gewisse "Sprengkraft" für die katholische Kirche, glaubt Steinschulte. Und: "Ich bin nicht sicher, ob diese Sprengkraft überall im Vatikan bekannt ist."

Auswirkungen auf kommende Bischofsernennung?
Ob sich die Probleme der katholischen Kirche Österreichs in Rom auf die kommenden Bischofsernennungen - in Feldkirch, Salzburg und Graz stehen demnächst Bestellungen neuer Oberhirten an - auswirken werden? "Der Papst hat sicher konkrete Vorstellungen in Glaubens- und Liturgiefragen. Fragen der Kurie oder Personalentscheidungen sind ihm nicht so wichtig", so Steinschulte.

"Wir leben immer gefährlich", erklärte Kapellari dazu. Er wünsche sich Bischöfe, die eine gewisse Praxis mitbringen, nicht polarisieren, es sich aber auch nicht in der "bequemen Mitte" gemütlich machen. Auf die Breite der Kirche will Kapellari nicht verzichten.

Rüge auch für steirischen Pfarrer
Eine andere Art von Ungehorsam verfolgte den Grazer Bischof übrigens bis nach Rom. Bei Tramezzino und kleinem Bier verfasste er mit Mitarbeitern eine Aussendung, in welchen auch der südsteirische Pfarrer Karl Tropper, der zuletzt ebenfalls mit kritischen Aussagen zu Islam und Homosexualität für Aufruhr gesorgt hat, indirekt und allgemein zurechtgewiesen wurde.

In einem persönlichen Brief an Tropper wurde Kapellari konkreter. Er bezichtige den Pfarrer des "Altersstarrsinns" und kündigte für den Wiederholungsfall "kirchenrechtliche Konsequenzen" an, wie der Bischof gegenüber mitreisenden Journalisten berichtete.

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