Beim "Strip-Poker"

Zehnjährige sexuell missbraucht – Ehepaar verurteilt

Österreich
24.11.2010 15:34
Wegen sexuellen Missbrauchs seiner zehnjährigen Schwägerin während einer Partie "Strip-Poker" ist ein 41-Jähriger am Mittwoch in Salzburg zu 24 Monaten Haft verurteilt worden, davon 18 Monate bedingt. Die Schwester des Mädchens, die dem Vorfall beigewohnt hatte, wurde ebenfalls bestraft. Dass die schon sechs Jahre zurückliegende Geschichte überhaupt ans Licht kam, ist nur einem Zufall zu verdanken.

Im März diesen Jahres hatte die Mutter der heute 16-Jährigen beim Entrümpeln des Kellers zufällig ein Tagebuch ihrer Tochter entdeckt, in dem diese den Missbrauch schildert. Sie schaltete daraufhin umgehend die Polizei ein.

Die Zehnjährige war damals zu Besuch bei dem Ehepaar, "sie stand unter seiner Aufsichtspflicht", betonte Staatsanwältin Barbara Feichtinger. In der Wohnung im Flachgau soll reichlich Alkohol geflossen sein, auch das Mädchen trank ein Mixgetränk aus Wein und Cola. Wer bei dem Kartenspiel verlor, musste ein Glas Wein trinken und ein Kleidungsstück ausziehen. So lange, bis alle in Unterwäsche da standen.

"Sei nicht so fad"
Der Mann soll dann das Mädchen zum Oralverkehr gezwungen haben, ergab die kontradiktorische Einvernahme der mittlerweile 16-Jährigen. Ihre Schwester habe sie noch mit den Worten "sei nicht so fad" bestärkt. "Danach hatten die beiden vor den Augen des Kindes Geschlechtsverkehr", warf die Staatsanwältin den Angeklagten vor.

Die gerichtliche Einvernahme der Beschuldigten gestaltete sich schwierig. Zuerst bekannte sich der Angeklagte zu allen Punkten der Anklage - schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses und sittliche Gefährdung von Personen unter 16 Jahren - schuldig. Dann meinte er, die Zehnjährige habe ihn zum Oralverkehr aufgefordert. Als ihm die Staatsanwältin vorhielt, er wolle "alles schön reden", zeigte er sich erneut zur Gänze geständig. "Nein, sie hat nicht darum gebettelt."

Salzburgerin gab kleiner Schwester Alkohol
Die angeklagte 27-jährige Schwester konnte sich noch erinnern, dass sie ihrer kleinen Schwester "ein Glas Alkohol" gegeben und ihr Ex-Mann das Mädchen massiv bedrängt habe. Ihr selbst sei nach zwei, drei Gläsern Sangria schwindlig geworden. Sie wisse nur noch, dass sie ihre kleine Schwester - "sie war wie eine Tochter für mich" - aus der Schusslinie bringen wollte und deshalb mit ihrem Mann Geschlechtsverkehr hatte. "Ob meine Schwester uns dabei beobachtet hat, weiß ich nicht mehr."

Seit diesem Vorfall habe sich sein bisher unbescholtener Mandant immer wohl verhalten, führte der Verfahrenshelfer, Rechtsanwalt Franz Essl, ins Treffen. "Es ist auch positiv aufzufassen, dass das Sexualopfer an der Hauptverhandlung als Zuhörerin teilnimmt." Der Mann erhielt eine Haftstrafe von 24 Monaten, davon 18 bedingt. Die 27-Jährige Salzburgerin wurde als Beitragstäterin zu 18 Monaten bedingt verurteilt. Die Verteidigung und die Staatsanwältin erbaten drei Tage Bedenkzeit. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

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