Das wichtigste bei Meinungsumfragen ist, wie viele Leute Auskunft geben - und hier hebt sich die IMAS-Umfrage für die "OÖ-Krone" von anderen deutlich ab. Befragt wurden zwischen 24. und 28. August 750 Oberösterreicher, welcher Partei sie ihre Stimme geben würden, wenn am Sonntag Landtagswahl wäre. Die Ergebnisse sind für den einen oder anderen ein echter Warnschuss. Wo die Meinungsforscher für die Parteien noch Potenzial sehen: Der Stammwähleranteil beträgt in OÖ derzeit nur 45%. IMAS-Meinungsforscher DDr. Paul Eiselsberg erklärt: "27 Prozent der Oberösterreicher entscheiden bei jeder Wahl aufs Neue, wem sie ihre Stimme geben. Dazu kommt noch einmal ein Viertel, das von Wahl zu Wahl unterschiedlich abstimmt." Das heißt im Klartext: 22 Tage vor der Landtagswahl weiß noch nicht einmal jeder
zweite Oberösterreicher, wem er seine Stimme geben soll.
Grüne müssen um ihren Sitz in Regierung zittern
Wer kann profitieren? Die Grünen kommen laut IMAS auf 8 bis 10% und liegen deutlich unter ihren Erwartungen. Der grüne Sitz in der Landesregierung ist also in Gefahr. Trotz einer Verschärfung der Tonart kommen auch die Neos nicht vom Fleck. Dass Judith Raab und ihre Mitstreiter OÖ als "Baustelle" bezeichnen, goutieren die Wähler nicht: Nur 3 bis 5 Prozent würden bei den Neos ein Kreuzerl machen, der Einzug in den Landtag ist also ungewiss. Vor einem Jahr hoffte man noch auf einen Sitz in der Landesregierung - davon ist keine Rede mehr.
Zweiter Sitz in der Regierung für die FPÖ
Wirklich spannend und richtungsweisend sind die Verschiebungen auf den ersten drei Plätzen. Schon jetzt ist klar, dass die Freiheitlichen den Sozialdemokraten ihre Rolle als oberösterreichische "Großpartei" abnehmen werden. Die Blauen verdrängen die Roten von Platz 2 und liegen in der Umfrage fünf Prozentpunkte vorne. Konkret kommen sie auf 24 bis 26%. Der FPÖ traut man zu, dass sie mit einem Plus von zehn Prozentpunkten ihr bisher bestes Ergebnis einfährt. Fix ist damit auch, dass künftig zwei Freiheitliche in der Landesregierung sitzen werden.
Aich die Landes-ÖVP stürzt ab
Die Sozialdemokraten unter LH-Vize Reinhold Entholzer stabilisieren sich, mit 19 bis 21 Prozent sind sie aber die größten Verlierer. Was ein Vergleich bestätigt: 2003 war die SP mit 38,3% der VP noch ganz nahe, 2009 sackte die Partei auf 24,9% ab. Und der Absturz geht ungebremst weiter. An der Spitze ist und bleibt die ÖVP: Sie kommt laut IMAS auf 39 bis 41% – dennoch ein Tiefstand. In Josef Pühringers Partei geht's vor allem darum, den "4er" vor dem Ergebnis halten zu können.
Kommentar von "OÖ-Krone"-Chefredakteur Klaus Herrmann
Berechtigte Nervosität
Für viele Beobachter, für viele Wähler ist er eher wenig spannend, der Wahlkampf 2015 in Oberösterreich. Manche meinen: Gespannt - das seien nur die handelnden Personen...
Stimmt so natürlich nicht. Und die brandaktuelle IMAS-Umfrage für die "OÖ-Krone" unterstreicht es: Diese Landtagswahl am 27. Oktober ist spannend wie noch (fast) keine zuvor. Denn starke drei Wochen vor diesem Urnengang ist noch die Hälfte der Oberösterreicher unentschlossen, wem sie ihre Stimme gibt! Das lässt einerseits erwarten, dass viele die Wahl schwänzen werden. Und andererseits: Dass die Nervosität und Anspannung der Politiker völlig berechtigt sind.
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