Erstmals ist am Mittwochvormittag der Heeresflieger Hercules zu einem Abschiebungsflug abgehoben. Elf männliche Asylwerber wurden mit der Transportmaschine des Typs C-130 im Rahmen einer Dublin-Überstellung nach Sofia in Bulgarien gebracht. Im Schnitt fand heuer jeden siebenten Tag eine Charter-Rückführung statt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 stieg die Zahl der zwangsweisen Rückführungen um 23 Prozent.
Die Rückführungen mit der Hercules finden als Assistenzleistung für das Innenministerium statt. Die Kosten für die Flüge trägt das Verteidigungsministerium. An Bord waren nicht wie ursprünglich geplant 14 männliche Asylwerber, sondern nur elf: Acht Afghanen, zwei Pakistani und ein Iraker. Zudem an Bord waren am Mittwoch neben der Bundesheer-Crew noch 37 Begleitpersonen - darunter etwa ein Arzt, Sanitäter und Dolmetscher.
Ein Flugeinsatz kostet 10.740 Euro
Kritik an den Kosten wies das Ressort mit dem Argument zurück, dass die Flugstunden ohnehin im geplanten Jahresflugstundenkontingent des Systems Hercules enthalten seien. Statt beispielsweise eines Ausbildungsfluges wird der Rückführungsflug absolviert. Der Treibstoff für die Flugstunde kostet 3300 Euro. Rechnet man die Personalkosten der Besatzung hinzu, kommt man auf insgesamt 10.740 Euro für drei Flugstunden (Hin- und Retourflug nach Sofia). Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil hatte im Vorfeld außerdem argumentiert, dass ein Flug mit der Hercules absolut zumutbar sei, da auch die Soldaten regelmäßig damit transportiert werden.
Heuer bereits über 5100 Rückführungen
Grundsätzlich sind Abschiebungen in Österreich kein seltenes Ereignis: Jeden siebenten Tag fand heuer bisher im Schnitt eine Charter-Rückführung statt, wie die Statistik des Innenministeriums zeigt. Insgesamt erfolgten im ersten Halbjahr 2016 genau 5163 sogenannte Außerlandesbringungen.
Die meisten Asylwerber, die freiwillig ausreisten oder weggeschickt wurden, waren Iraker (1015), Afghanen (583) und Iraner (445). Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte es insgesamt 4178 Rückführungen gegeben, das macht ein Plus von 24 Prozent im heurigen ersten Halbjahr. 62 Prozent dieser Ausreisen waren freiwillig. Dennoch wurde ein starker Anstieg - um 23 Prozent - bei den "zwangsweisen Außerlandesbringungen" verzeichnet (von 1602 auf 1968).
Abschiebungen werden per Land- oder am Luftweg durchgeführt. Heuer gab es bereits 28 Charteroperationen, 24 davon per Flug und vier per Bus. Ziel war am öftesten der Kosovo, andere Destinationen waren Bulgarien, Polen, Nigeria, Pakistan, Georgien, Armenien, Russland und Albanien. 2015 hatten insgesamt 32 Charter-Rückführungen stattgefunden, also im Schnitt alle zwölf Tage.
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