Richter Andreas Böhm redet Klartext, übt schwere Kritik an der Staatsanwaltschaft Wien, weil sie in ihrer Mordanklage nach dem Tod von zwei Bankern "völlig unreflektiert Aussagen von Personen übernommen hat, die im Einfluss Kasachstans stehen oder möglicherweise unter Druck gesetzt werden". An anderer Stelle wird die Behörde gar als "naiv" bezeichnet.
Böhm kann weiters nicht verstehen, warum Kasachstan sechs Jahre brauchte, um wichtige Rufdaten zu übermitteln. Der erfahrene Vorsitzende äußert vielmehr den Verdacht, "dass von kasachischer Seite Beweismittel manipuliert werden, in diesem Fall die Rufdatenliste nachträglich hergestellt wurde und in der Folge darauf aufbauend auch noch unrichtige Zeugenprotokolle nachgeschossen werden".
Während Böhm also Beweisen aus Kasachstan misstraut, findet er eher an der Version des Angeklagten Alnur Mussajew Gefallen. Die da lautet: Die Banker wurden vom Geheimdienst getötet und die Leichen in Reserve gehalten, um Rakhat Aliyev zur Strecke zu bringen.
Die Staatsanwaltschaft hat Berufung eingelegt.
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