"Krone"-Analyse

Arbeitslosigkeit: Was die Deutschen besser machen

Wirtschaft
11.04.2015 07:30
Es wirkt in der Tat verblüffend: In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland von vier auf zwei Millionen halbiert und die Zahl der Betroffenen sinkt weiter. In Österreich hingegen gelang das nicht, bis 2017 wird sogar mit einem weiteren Anstieg der Quote gerechnet. Im Vorjahr waren bei uns im Jahresschnitt 245.000 Menschen arbeitslos. Aber was machen die deutschen Nachbarn anders bzw. besser? Die "Krone" hat sich auf die Suche gemacht.

Bei unserem Vergleich (siehe Grafik) wird die international übliche Eurostat-Methode verwendet, also die Zahl der Menschen, die aktiv Arbeit suchen. Auch wenn jemand nur eine Stunde in der Woche einer Tätigkeit nachgeht, wird er in dieser Statistik nicht als arbeitslos gezählt. Das ist einer von mehreren Gründen, warum uns unsere Nachbarn schlagen: "Die Deutschen haben einen starken Niedriglohnsektor, der 24 Prozent der Beschäftigung ausmacht. Der EU-Schnitt liegt bei 17 Prozent", erklärt AMS-Vorstand Johannes Kopf.

Mehr Billigjobs in Deutschland
Gefördert wurde das durch das sogenannte "Hartz IV"-Paket der einstigen Regierung Schröder, bei dem einerseits die Sozialleistungen um zehn bis 20 Prozent gekürzt wurden, sodass viele gezwungen waren, Billigjobs (Definition: Gehalt maximal zwei Drittel eines mittleren Einkommens) anzunehmen.

Andererseits wurde das Lohnsystem flexibilisiert, viele Gehaltsfestsetzungen auf Betriebsebene verlagert, wodurch teure Tarife (Kollektivverträge) umgangen wurden. Kopf: "Wenn man es positiv sehen will, kriegen mehr Menschen wenig, aber dafür haben sie einen Job. Aber es ging zulasten der Qualität der Arbeitsplätze."

Anzahl der Erwerbstätigen steigt in Österreich stärker
Das deutsche Jobwunder hat noch andere Ursachen: "Es gab über Jahre Zurückhaltung bei den Lohnerhöhungen, dadurch wurde die Wirtschaft wettbewerbsfähiger", so IHS-Experte Helmut Hofer. Daher ist das Wirtschaftswachstum wesentlich höher (2014 lag es bei 1,6 Prozent im Vergleich zu 0,3 Prozent in Österreich), wodurch wiederum mehr neue Jobs geschaffen werden. Auch die Demografie hat geholfen: Während in Österreich dank starker Zuwanderung die Zahl der Erwerbsfähigen seit 2004 um 11,5 Prozent stieg, nahm sie bei unseren Nachbarn nur um 4,3 Prozent zu. Denn dort ist im Gegensatz zu Österreich ein Teil der Babyboom-Generation schon in Pension.

Ein weiterer Sondereffekt auf dem heimischen Arbeitsmarkt sind die vielen Tagespendler aus Osteuropa. Kopf: "Mittlerweile kommen gut ausgebildete Leute, das führt natürlich zu einer gewissen Verdrängung."

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