So lief der Betrug

AvW-Opfer im Interview: “Gier hat mich getrieben”

Österreich
18.01.2011 12:48
Er ist einer von 13.500 Anlegern, die im Zuge des AvW-Skandals alles verloren haben. Herr K. möchte unerkannt bleiben. Er schämt sich, "so dumm gewesen zu sein". In der Firma soll keiner wissen, dass er mit AvW-Genussscheinen nicht nur sein komplettes Erspartes verloren hat, sondern jetzt auch noch auf einem Berg Schulden sitzt - weil ihm ein Freund und Vermögensberater einen Frankenkredit aufgeschwatzt hat, um bei AvW das große Geld zu machen. Der "Krone" gab er ein Interview.

"Krone": Dr. Wolfgang Auer-Welsbach soll Tausende Anleger wie Sie geschädigt haben und sitzt als mutmaßlicher Betrüger vor Gericht. Was empfinden Sie ihm gegenüber?
AvW-Opfer: Das will ich Ihnen gar nicht sagen, so zornig bin ich. Er hat seine Kunden von Anfang an abgezockt - und manche wie mich um alles gebracht. Er hat noch genug Geld irgendwo, ich nichts!

"Krone": Jahrelang haben Sie ihm aber blindlings vertraut.
AvW-Opfer: Ich habe dem Produkt vertraut. Die Genussscheine sind sicherer als ein Sparbuch, hat mir mein Berater, ein Freund, versichert! Und mir die Kurven gezeigt, wie toll sich die AvW-Papiere immer entwickelt haben.

"Krone": Also haben Sie gekauft.
AvW-Opfer: Zuerst um rund 40.000 Euro. Das war mein Erspartes. Gedacht war die Anlage als Altersversorgung. 

"Krone": Und dann?
AvW-Opfer: Dann war es ein gutes Gefühl, jeden Monat zu sehen, dass 300, 400 Euro dazugekommen sind. Und schließlich habe ich dem Drängen des Beraters nachgegeben und einen Fremdwährungskredit auf mein abgezahltes Haus aufgenommen, um noch mehr Genussscheine kaufen zu können.

"Krone": Die Gewinne gab es aber offenbar nur auf dem Papier.
AvW-Opfer: Stimmt. Ich habe nie nur einen Cent gesehen. Aber ich hatte schwarz auf weiß, dass ich die Genussscheine jederzeit und binnen zehn Tagen an AvW zurückverkaufen könnte. Ohne diese Garantie wäre ich nie in das Geschäft eingestiegen.

"Krone": Der Richter hat Sie gefragt, was Sie glauben, dass Sie da gekauft haben?
AvW-Opfer: Ich habe gedacht, ich kaufe eine Beteiligung an der Gesellschaft der Firma Auer-Welsbach. Er als Finanzjongleur investiert damit in Grundstücke und Gold. Es bestehe kein Risiko. So wurde es mir auch erklärt.

"Krone": Wie hat man Ihnen erklärt, dass alles weg ist?
AvW-Opfer: Ich bin am 3. Oktober 2008, noch vor dem Crash, nach Krumpendorf gefahren, um zumindest den Teil, den ich auf Kredit gekauft habe, zurückzugeben, weil mir diese Schulden schwer im Magen gelegen sind. Ein paar Genussscheine wollte ich noch laufen lassen - weil ich Vertrauen hatte! Kein Problem, hat es bei AvW geheißen. Das Geld kommt gleich aufs Konto.

"Krone": Was nicht passiert ist.
AvW-Opfer: Nein. Erst wurde ich vertröstet, dann stand in der Zeitung, dass bei AvW Geld unterschlagen worden sein soll. Irgendwann habe ich verstanden, dass ich wohl betrogen worden bin.

"Krone": Wie hoch ist Ihr Schaden?
AvW-Opfer: Ich habe 170.000 Euro eingebüßt - das Frankendarlehen hat sich auch so unglücklich entwickelt, dass die Schulden immer mehr werden statt weniger. Ich sitze jetzt fünf Jahre vor der Pension mit nichts da. Und das nur, weil ich so dumm war! Die Gier, die Gier, die hat mich dazu getrieben.

"Krone": Und offenbar wohl auch Ihr engagierter AvW-Vermittler. Ist er denn noch Ihr Freund?
AvW-Opfer: Nein, wir haben keinen Kontakt mehr. Aber ich gebe ihm auch gar nicht die Schuld. Ich bin selbst verantwortlich für den Mist.

von Kerstin Wassermann, "Kärntner Krone"

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