Um die Kinder herum liegen weitere Bettler, die wenigen Habseligkeiten sind daneben aufgebaut. Den meisten Kindern fehlen die Zähne im Mund, sie sind extrem vernachlässigt. Körperhygiene ist ein Fremdwort und unter den Brücken oder in den Parks gibt es sowieso kein Trinkwasser. Zum "Essen" gibt es Cola oder Orangensaft.
Das sind die Ergebnisse einer Zählung vom 10. Juni, die am Runden Tisch heiß diskutiert wurden: 137 Bettler wurden angetroffen und nach ihrer Herkunft befragt, nur zwei kommen nicht aus Rumänien. Alle sind sie da, weil sie im Heimatland nicht leben können - so geben sie es zumindest zu Protokoll.
"Das sind unerträgliche Zustände"
Niemand will länger in Salzburg bleiben, maximal vier Wochen sind es pro Bettler-Verband, in dem sie nach Österreich gekommen sind. Auskünfte, wer sie hergebracht hat, gibt keiner. Dafür werden katastrophale Umstände in Kauf genommen: Gruppen schlafen auf der Müllner Schanze nahe dem Spielplatz, unter der Autobahnbrücke in Salzburg-Kasern oder an den Salzach-Seen.
18 von ihnen sind deutlich unter 18 Jahre alt, acht sogar unter zehn. Sie gehen weder in die Schule noch genießen sie jene Rechte, die gleichaltrige Kinder in anderen Ländern und in Österreich haben. Wo es geht, werden die Minderjährigen zum Betteln mitgenommen - auch mit dem Risiko, dafür hart bestraft zu werden: "Das sind unerträgliche Zustände, es muss etwas getan werden", sagt der für das Ordnungsamt verantwortliche Stadtvize Harald Preuner.
Die Bettel-Plätze werden untereinander aufgeteilt: Am 10. Juni hielten sich 47 Bettler in der Altstadt auf, 17 auf der Schranne und zwölf vor Supermärkten - einige von ihnen verkauften Zeitungen.
Die schockierenden Erkenntnisse müssen die Politik endlich zum Handeln bewegen, das ist klar: Stadtvize Anja Hagenauer versucht mit Hilfe von Soziallandesrat Heinrich Schellhorn, Plätze für diese Kinder zu finden. Doch rechtlich ist alles beschämend kompliziert und schwammig.
Fast kein Handlungsspielraum für die Behörden
Die Bettler-Familien sind legal eingereist, sie dürfen sich mit Kindern normal in der Stadt aufhalten. Handeln können die Behörden nur, wenn die Kinder alleine unterwegs sind oder Gefahr im Verzug ist. Doch die Eltern sind immer in Reichweite. Festgehalten werden dürfen die wenigsten.
Davon wusste auch Norbert Ceipek - Leiter der Wiener Drehscheibe - zuletzt in der ORF-Sendung "Im Zentrum" zu berichten: "Viele Roma-Kinder werden zum Betteln nach Europa geschickt, um hier unter unwürdigen Bedingungen zu leben, zu stehlen oder sich zu prostituieren." Sobald die Polizei die Kinder in eine Einrichtung bringt, wissen sie um ihre Rechte und flüchten. Andere Kinder, die bereit waren, sich helfen zu lassen, wurden rasch von Familienmitgliedern scharf zurechtgewiesen und abgeholt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.