Angela hier, Angela da. Nicht einmal drei Monate ist es her, dass Bundeskanzler Werner Faymann in jedem Satz fast zärtlich den Vornamen seiner deutschen Amtskollegin Merkel nannte. Dann kam es schrittweise zur Entfremdung.
Die persönliche und politische Befindlichkeit muss bei 1000 Flüchtlingen schließlich eine andere sein als bei 100.000. Wer da seine Meinung und Haltung nicht ändert, wäre auch ein ziemlich weltfremder und letztlich verantwortungslos handelnder Politiker.
Noch weit vor dem Kölner Silvester kündigte Faymann am 5. Dezember in der "Krone" einen Schwenk in der Flüchtlingspolitik an. Da blies dem SPÖ-Chef allerdings ein eisiger Wind von seinen alten Genossen und vor allem Genossinnen aus dem Wiener Rathaus entgegen, wo einige offenbar in einer anderen Welt leben.
Das ließ Werner Faymann für einen Moment zaudern. Aber der Kanzler ist noch mehr machtbewusster Pragmatiker als harmoniebedürftiges Sensibelchen. Es folgte die Kraft des Faktischen. Obergrenzen und Zäune sollen den zuvor nicht enden wollenden Strom von Flüchtlingen nach Österreich zumindest einbremsen.
Plötzlich findet sich der konfliktscheue Regierungschef in der Rolle des knallharten Verteidigers österreichischer Interessen gegen Brüssel und Berlin wieder. Man kann nicht immer mit allen nur gut sein. Diese Lektion hat Werner Faymann in der Flüchtlingskrise lernen müssen.
Und das ist gut so.
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