Bis zuletzt war auch der Heldenplatz als möglicher Standort im Rennen. Eine Zeit lang schien es sogar, als würde dieser von den Verantwortlichen favorisiert werden. Zuletzt hatte sich allerdings das Personenkomitee "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz", das in die Gespräche mit eingebunden war, strikt gegen den Helden- und für den Ballhausplatz ausgesprochen.
Die Abwicklung des Projekts erfolgt über den städtische Einrichtung KÖR (Kunst im öffentlichen Raum). Sie übernimmt von der Ausschreibung bis zur Umsetzung des Deserteursdenkmal alle weiteren Schritte. Das nötige Geld kommt aus der Kulturabteilung (MA 7). Kosten von bis zu 200.000 Euro seien budgetiert, sagte ein Sprecher des Kulturstadtrats Mailath-Pokorny.
"Standort ist ein würdiger Ort"
"Der Standort ist ein würdiger Ort, um im Zentrum der Stadt, in der Nähe von Bundeskanzleramt und Präsidentschaftskanzlei an jene zu erinnern, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um nicht in der NS-Wehrmacht dienen zu müssen, und jene, die von NS-Militärjuristen ermordet wurden", hieß es in der gemeinsamen Aussendung von Mailath-Pokorny und Ellensohn. Das Mahnmal werde so rasch wie möglich umgesetzt, wurde von Rot-Grün versichert.
Die Entscheidung gegen den geschichtsträchtigen Heldenplatz - Hitler verkündete hier am 15. März 1938 vor jubelnden Massen den "Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich - sei unter anderem wegen anderer im Raum stehender Projekte am betreffenden Areal gefallen, betonte der Sprecher. Angesichts der geplanten Tiefgarage und eines vorgesehenen Tiefenspeichers für die Nationalbibliothek habe die Burghauptmannschaft - von ihr wird der Heldenplatz verwaltet - gebeten, "davon Abstand zu nehmen, das Denkmal hier zu realisieren", so der Sprecher.
Auch Opfer-Komitee für Ballhausplatz
Ähnlich hatte unlängst auch das Personenkomitee "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" argumentiert, das ursprünglich für den Heldenplatz als Standort plädiert hatte. Es gebe dort mittlerweile allerdings ein "Überangebot" an Inhalten und Projekten, weshalb man nun doch für den Ballhausplatz sei, hatte Obmann Thomas Geldmacher Ende September wissen lassen. Zudem hatte er die von Rot-Grün zur Disposition gestellte Heldenplatz-Fläche zwischen Burgtor und Völkerkundemuseum als "Nicht-Ort" und "Notausgang Richtung Burggarten" bezeichnet.
Über die Auswahl des Ballhausplatzes zeigte sich Geldmacher "sehr erfreut über die richtige Entscheidung". Die Stadt habe offenbar eingesehen, dass Rehabilitierung nur dann funktioniere, wenn sie öffentlich passiert. Man sehe die Entscheidung auch durchaus als politischen Paradigmenwechsel in Sachen Vergangenheitsbewältigung.
Für FPÖ Desertieren bis heute "geächtet"
Die Wiener Freiheitlichen haben unterdessen am Freitag angekündigt, die Errichtung des Mahnmals für Opfer der NS-Militärjustiz nicht zu unterstützen. FPÖ-Mandatar Johann Herzog ortete eine "Denkmalinflation" in der Bundeshauptstadt. Darüber hinaus sei es Faktum, dass "Desertieren bis zum heutigen Tage international geächtet" sei, ließ er in einer Aussendung wissen.
Die Errichtung eines Denkmals für Opfer der NS-Militärjustiz befindet sich auch im rot-grünen Regierungsübereinkommen. Wien ist das erste Bundesland, das ein derartiges Projekt umsetzt.
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