Die letztendliche Ausforschung der mutmaßlichen Täter gelang durch akribische Ermittlungen des Landeskriminalamts. Zunächst wurde Raphael geschnappt, der als Kaufmann bei einer größeren Firma beschäftigt ist. Als mutmaßlicher Mittäter agierte sein Freund Lukas, ein Arbeitsloser.
Über das Auto von Raphaels Mutter waren die Ermittler auf die Spur der "Sniper" gekommen. Mit diesem waren die jungen Männer stets zu den Tatorten gefahren. Ein junger Bursch aus einer Jugendgruppe wurde Opfer des Schützen-Duos. Doch statt zusammenzubrechen, wehrte er sich gegen die feige Attacke. Der Jugendliche lief mit seinen Freunden dem Auto nach, in letzter Sekunde konnten die beiden 20-Jährigen mit quietschenden Reifen bei Rot über die Ampel rasen. Das ganze Nummernschild konnten sich die Freunde nicht merken, dafür aber den Anfang und den Wagentyp. Und das reichte schon aus.
Aus 800 Wagen den richtigen ausgesiebt
Aus zunächst 800 infrage kommenden Pkws dieses Typs wurden 50 herausgefiltert, deren Zulassungsbesitzer unter die Lupe genommen wurden: Am Donnerstag, dem zweiten Tag dieser Ermittlungen, stießen die Beamten auf die Besitzerin des Täterfahrzeugs. Nachdem in dem Astra Waffen- und Munitionsteile gefunden wurden, legte ihr Sohn ein Geständnis ab und nannte auch seinen Komplizen, der wenig später ebenfalls festgenommen wurde. Der Wagen steht derweil noch immer vor dem Reihenhaus von Raphaels Mutter.
Ein Nachbar Raphaels kann nur den Kopf schütteln. "Ich hab's gewusst", sagt er. "Vor acht Tagen hab ich das schon meiner Frau erzählt. Auf mein Auto haben sie auch geschossen. Schon als Kind war der Bub verhaltensauffällig." Als Kleiner sei er mit Spielzeugpistolen durch die Gegend gelaufen, habe auf Menschen gezielt und abgedrückt.
Erste Tat direkt nach Kauf der Waffe
Bei ihrer Einvernahme nannten die Burschen "Details, die bei der Polizei noch nicht bekannt waren", sagte Oberstleutnant Gerhard Haimeder vom LKA. Sie bekannten, die Tatwaffe am 25. August in einem Waffengeschäft erstanden und gleich 100 Meter weiter, am Gürtel im Bereich des Matzleinsdorfer Platzes, das erste Mal geschossen zu haben. Am häufigsten schlugen die Burschen offenbar am Abend des 15. Septembers zu, als 17 Fälle gezählt wurden. In 18 der 21 bekannten Fälle waren Menschen getroffen worden. Sie erlitten teilweise Verletzungen wie Hämatome und Blutungen.
Die Angaben der 20-Jährigen bestätigten die Annahme der Polizei, dass die Opfer völlig willkürlich ausgewählt wurden, ausschlaggebend für die Verdächtigen waren vielmehr die Fluchtmöglichkeiten. Geschossen haben anscheinend beide, vermutlich jeweils der, der gerade nicht am Steuer saß, und öfter als bisher bekannt. Da die Angaben der beiden noch überprüft werden, nannte Haimeder keine neuen Zahlen.
Rätsel um Auszahlung der Belohnung
Neben den Geständnissen dürften die Ermittler auch über Sachbeweise verfügen: An Tatorten wurden sechs Projektile gefunden, an dreien wurden DNA-Spuren gesichert, deren Auswertung allerdings noch nicht abgeschlossen ist. Bei den Projektilen handelt es sich um sogenannte "Diabolos" vom Kaliber 4,5 Millimeter.
Noch offen ist vorläufig, ob die 22.000 Euro Belohnung ausbezahlt werden. Bei der Polizei waren mehr als 300 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen.
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