Ehefrau im Interview

Elena R.: “Alen wollte, dass ich eine Sklavin bin”

Österreich
29.06.2015 21:06
Von Schlägen und Drohungen, Schüssen und Freiheitsentziehung hat die Frau des 26-jährigen Amokfahrers von Graz in einem Interview in der ORF-Sendung "Thema" berichtet: "Er hat mich geschlagen und getreten, jeden Tag, auch in der Schwangerschaft." Gleich nachdem sie vor vier Jahren nach Österreich zu ihm und seiner Familie gezogen war, habe er ihr den Pass weggenommen und sie zu einer Sklavin gemacht.

ORF-Reporter Christoph Feurstein betonte, dass Elena R. auf Anraten des Grazer Frauenhaues, das sich mit zahlreichen Interviewanfragen konfrontiert gesehen hatte, den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt habe. Laut Feurstein halte R. so eine Tat eigentlich für unmöglich, ihrem Mann habe sie jedoch alles zugetraut.

Elena R. im Gespräch mit Christoph Feurstein (Bild: facebook.com/ORFthema)
Elena R. im Gespräch mit Christoph Feurstein

Kennengelernt habe sie ihren Ehemann über das Internet. Er habe ihr Nachrichten geschickt und sie besucht: "Er hat sich verstellt wie ein guter Mensch, wie ein sehr liebevoller Mensch." Doch nachdem die beiden geheiratet hatten, kam sie zu ihm in die Nähe von Graz, in das Haus seiner Eltern, und es wurde alles anders: Ab dem ersten Jahr habe er physische und psychische Gewalt auf sie ausgeübt. Ihre Schwangerschaft sei ihm egal gewesen, er habe sie trotzdem geschlagen. Sie habe versucht, wegzulaufen, aber sie hatte weder Geld noch ein Mobiltelefon noch ihren Reisepass: "Ich kam nur raus mit ihm oder seiner Mutter. Oder wenn sein Vater raus ist."

"Er hat mit der Waffe auf mich gezielt"
"Er wollte, dass ich eine Sklavin bin, die Kinder gebärt", erzählte die Frau teils unter Tränen. Nur kochen, putzen und auf die Kinder aufpassen sollte sie, "nicht alleine einkaufen gehen, nicht spazieren gehen, nichts". Ihr Mann wollte, dass sie ein Kopftuch trägt, und er untersagte ihr kurze Hosen, erklärte sie. Sie habe mit Morddrohungen gegen sich und ihre Familie in Bosnien gelebt. Der 26-Jährige habe mit seiner Waffe von der Terrasse und aus dem Fenster geschossen und auch sie damit bedroht: "Er hat mit der Waffe auf mich gezielt und hat gesagt, dass er mich umbringen und in die Mur werfen will."

Die Nacht, in der sie ihn um die Scheidung bat und er später weggewiesen wurde, sei ihre schlimmste gewesen: "Er ist explodiert, er hat mich geschlagen, ich bin an der Treppe gestanden, er hat mich in meinen Rücken getreten. (...) Er hat mich an den Haaren gerissen, er hat mich getreten, geschlagen. (...) Ich habe meine Mutter angerufen und habe ihr die Adresse gesagt. (...) Meine Mutter hat alles gehört, was er gesagt hat. Und meine Mutter hat die Polizei gerufen. Dann ist die Polizei nach Hause gekommen."

Mit Söhnen ins Frauenhaus geflüchtet
Danach habe sie mit ihren Söhnen im Frauenhaus gelebt, in Angst, er oder seine Eltern könnten ihrer Familie in Bosnien etwas antun: "Sie haben gesagt, dass sie meine Familie umbringen können, jemanden bezahlen, der meinen Bruder, meinen Vater und meine Mutter umbringen kann. Das wäre kein Problem, dass sie einem Mann dafür Geld bezahlen."

Als sie knapp drei Wochen nach der Wegweisung von der Amokfahrt gehört hatte, sei das für sie ein Schock gewesen. Es tue ihr sehr leid, dass ihr Mann das gemacht habe. Sie wünsche sich nun nur noch einen sicheren Ort für sich und ihre Kinder, sagte die Frau.

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