"Fragwürdige Dinge"

FPÖ drückt Wahl bereits Fälschungsstempel auf

Österreich
23.05.2016 07:51

Während die Auszählung der Stimmen zur Bundespräsidenten-Stichwahl noch im Gange gewesen ist, kursierten bereits Gerüchte über mögliche Manipulationen. So warf FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache dem ORF vor, Ergebnisse verzerrt dargestellt zu haben. Sein Argument: Er kenne die Daten des Innenministeriums, die "völlig anders aussehen". Weiter geschürt wurden Verschwörungstheorien noch, als plötzlich irrtümlich eine Website des Innenministeriums online zu sehen war…

Eines vorweg: Die Wahlforschungsinstitute SORA und ISA, von denen der ORF die Daten bekommt, arbeiten mit Hochrechnungen. Dass sich dabei die Zahlen im Laufe der Auszählung ändern, ist normal, da sich dabei auch die statistische Schwankungsbreite ändert.

"Sehr fragwürdige Dinge passieren"
Dennoch ortete Strache Manipulation. "Sehr fragwürdige Dinge passieren", schrieb der FPÖ-Chef auf Facebook. Auch die Forderung nach einer Neuauszählung der Wahlkartenstimmen im Falle eines knappen Ergebnisses zugunsten von Alexander Van der Bellen wurde seitens der Freiheitlichen bereits laut.

Generalsekretär Herbert Kickl hatte bereits im Vorfeld der Wahl verkündet, "wachsam sein" zu wollen, da bei der Briefwahl "immer wieder Ungereimtheiten" auftreten würden. Peter Westenthaler, langjähriger freiheitlicher Politiker und Hofer-Anhänger, sprach gar von "medialer Schiebung".

Anspannung bei FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache (re.) und FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl (Bild: APA/Harald Schneider)
Anspannung bei FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache (re.) und FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl

Die Unterschiede zwischen den veröffentlichten Ergebnissen der Wahlforschungsinstitute und jenen des Innenministeriums kommen jedenfalls durch unterschiedliche Berechnungsmethoden zustande und sind rasch erklärt:

  • Die letzte Hochrechnung des ORF - Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und FPÖ-Kandidat Norbert Hofer liegen gleichauf bei jeweils 50,0 Prozent - fußt auf den tatsächlich ausgezählten Stimmen sowie einer Prognose der rund 800.000 Briefwähler-Stimmen. Diese werden noch ausgezählt, das wahlentscheidende Ergebnis wird am Montagabend bekannt gegeben. Eine Schätzung ist in der ORF-Hochrechnung bereits berücksichtigt.
  • Das Innenministerium dagegen verzichtet in seinem "vorläufigen Endergebnis" auf die Briefwähler und zeigt ausschließlich die Zahl der ausgezählten Stimmen. Hier kommt Hofer ohne Wahlkarten auf 51,9 Prozent, Van der Bellen auf 48,1. Beide Berechnungsmethoden sind korrekt, jedoch schlichtweg unterschiedlich.

Wirbel um Website mit "Dummydaten"
Ebenfalls für Aufregung sorgte ein in den sozialen Netzwerken kursierender Web-Link, der auf eine Seite des Innenministeriums führte. Dort war kurzfristig das vermeintliche Endergebnis der Bundespräsidentschaftswahl inklusive Briefwahlstimmen (!) zu sehen. Ein Irrtum, denn die Briefwahlstimmen waren ja noch nicht ausgezählt.

Bei den veröffentlichten Zahlen handelte es sich um sogenannte Dummydaten, die für das Testen der Online-Visualisierung herangezogen worden waren. Diese nicht gelöschten Daten wurden versehentlich veröffentlicht. "Das Innenministerium bedauert diesen Fehler", hieß es am Sonntagabend.

(Bild: Screenshot Facebook.com/HC Strache)
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