Fall Julia Kührer

Verdächtige üben heftige Kritik an den Ermittlungen

Österreich
24.05.2010 12:23
Nach der Enthaftung der Geschwister Tamara und Martin K. und ihres Bekannten Martin H. im Fall Julia Kührer sind Staatsanwaltschaft und Polizei rasch zurückgerudert: Beschwerde gegen die Freilassung wird es seitens der Staatsanwaltschaft keine geben. Für die Verdächtigen und ihre Familie ist der "Albtraum" damit noch nicht vorbei, wie Silvia K., Mutter der beschuldigten Geschwister, betont: "Die haben unser Leben ruiniert. Wir sind gebrandmarkt fürs ganze Leben."

Was Familie K. vor allem zu schaffen macht, ist der Imageschaden, den die "dilettantischen Ermittlungen" verursacht hätten. "Es gab keine Entschuldigung, kein Wort einer richtigen Entlastung - bis heute", kritisiert Silvia K. den "Rufmord" an ihr sowie den Kindern. Man werde nicht mehr gegrüßt, angestarrt und angesichts der Anschuldigungen brodle die Gerüchteküche im Ort: "Die Leute denken, irgendwas wird schon dran sein."

"Schuss ins Blaue oder eine Panikattacke"
Auch mit dem Vorgehen der Polizei kommt Silvia K. nur schwer zurecht: "Bei uns ist alles durchwühlt worden mit vier Leichenspürhunden - die Unterwäsche, alles. Ich fühl mich daheim nicht mehr wohl", zeigte sich die Frau gezeichnet. "Ich hab aus der Zeitung erfahren, dass meine Kinder unter Mordverdacht stehen und einen hysterischen Anfall gekriegt." Nüchtern fallen die Vorwürfe ihres Mannes Martin K. an die Behörden aus: "Entweder war es ein Schuss ins Blaue oder eine Panikattacke. Die Suppe war nicht dünn. Das war nur Wasser."

"Habe Julia vielleicht zweimal im Leben gesehen"
Seinem 21-jährigen Sohn Martin K., der als erster Verdächtiger enthaftet worden war, kommt die Festnahme vor knapp zwei Wochen weiterhin wie ein "schlechter Scherz" vor: "Ich habe Julia Kührer vielleicht zweimal im Leben gesehen", betonte er. Es sei möglich, dass er mit ihr dabei auch gesprochen und sich mit ihr gut verstanden habe. Gekannt habe er sie aber nicht. "Sie war kein wichtiger Mensch in meinem Leben", so Martin K.

Seine Festnahme am 10. Mai gegen 8 Uhr in der Wohnung seiner Freundin verlief laut seiner Beschreibung alles andere als sanft. "Ich habe mir gerade noch die Hose anziehen können", erzählte er. "In der Wohnung haben sie alles durchsucht." Lange habe er "überhaupt nicht" gewusst, worum es geht: "Irgendwann nach einer halben Stunde haben sie mir dann gesagt, dass es eigentlich um Julia Kührer geht - da hatte ich die Handschellen aber schon oben."

Nach Enthaftung ohne Schuhe und Handy am Bahnhof?
Danach folgte laut Martin K. Einzelhaft im Polizeianhaltezentrum Rossauer Lände. Nach zwei Einvernahmen sei er gegen 21 Uhr enthaftet und laut seinen Angaben ohne Schuhe und Handy zum Franz-Josefs-Bahnhof gebracht worden - niemand habe seine Familie über die Freilassung informiert.

"Es pumpert in der Nacht an der Türe, du machst auf und lauter Masken und Waffen schauen dir entgegen", beschrieb seine Schwester Tamara K. ihre Festnahme. "Du glaubst, du träumst." Das in den Raum gestellte Naheverhältnis zu Julia Kührer bestreitet die 27-Jährige seither vehement: "Wenn, dann hat sie einer meiner Freunde einmal zu mir mitgenommen." Auch für ihre Mutter ist die angebliche Bindung zwischen der Vermissten und ihrer Tochter nur ein Gerücht. In Julias Tagebuch komme der Name Tamara K. kein einziges Mal vor, meint Silvia K.

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