"Wie oberflächlich bisher ermittelt worden ist, zeigt, dass nicht einmal die Geldflüsse des Entführers überprüft wurden", kritisierte die FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein am Montag. Weder sei das Konto Priklopils bei der Hypo Niederösterreich geöffnet noch der Finanzakt angefordert worden. Dabei hätten vielleicht Spuren zu möglichen Mittätern entdeckt werden können. Denn wie der arbeitslose Nachrichtentechniker zu mehreren Autos, einem Haus und zu Wertpapierdepots gekommen war, blieb ungeklärt.
Amon hält viel von internationaler Mithilfe
Der Vorsitzende des parlamentarischen Unterausschusses, Werner Amon, hält indessen sehr viel davon, das FBI und das deutsche Bundeskriminalamt um Mithilfe zu ersuchen. "International werden bei Cold-Case-Verfahren oft Experten aus dem Ausland eingebunden", so Amon. Der ÖVP-Politiker hatte in der aktuellen Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins "Spiegel" betont, dass aus seiner Sicht "eine Einzeltätertheorie nur schwer aufrechtzuerhalten" sei (siehe Video in der Infobox). Das Zitat sei aber aus dem Zusammenhang gerissen worden, schränkte Amon anschließend ein.
Er habe von drei möglichen Ergebnissen gesprochen, zu denen der Unterausschuss bis Mitte bzw. Ende März kommen könnte. Erstens: Das Gremium befindet, dass in dem Fall alles korrekt aufgearbeitet worden ist. Zweitens: Es wird empfohlen, einen Untersuchungsausschuss – gegen den sich Amon aber klar ausspricht - einzurichten, um offene Themenfelder zu behandeln. Oder drittens: Es wird eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebracht, die ein neuerliches Aufrollen des Falles zur Folge hätte.
Pilz: "Zweifel an Selbstmordtheorie absurd"
In Zusammenhang mit neuen Zweifeln an der Selbstmordtheorie des Kampusch-Entführers Wolfgang Priklopil meinte Peter Pilz, grüner Vertreter im Unterausschuss, am Montag: "Die Selbstmordtheorie anzuzweifeln, ist absurd. Der Leichnam wies innere Verletzungen auf. Es wurde genauestens obduziert, und der Lokführer gab an, dass eine Einzelperson dem Zug entgegen gegangen sei."
Pilz bleibt aber dabei, dass der Staatsanwalt grob fahrlässig gehandelt habe: "Wesentliche Spuren wurden nicht verfolgt." Unterstützt wird er darin von BZÖ-Klubobmann Peter Westenthaler, der ebenso wie SPÖ-Parlamentarier Otto Pendl davon ausgeht, "dass aufgrund der Widersprüche ein hoher Aufklärungsbedarf besteht".
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