Vier Kinder, zwei Enkel, ein kleiner Garten, eine liebevolle Ehefrau. Laszlo C. aus Mosonszentjános in Ungarn hatte alles, was er zum Leben brauchte. Es gibt da ein Foto des 60-Jährigen: Laszlo hinter seinem Haus beim Grillen, er trägt ein weißes T-Shirt und eine Picknick-Decke unter dem Arm, grinst schüchtern in die Kamera. Es ist die letzte Aufnahme des Ungarn, 24 Stunden später war er tot.
Was den Pensionisten zu seinem absoluten Glücklichsein noch gefehlt hatte: das nötige Kleingeld. Regelmäßig arbeitete er deshalb als Erntehelfer in Österreich, verdiente sich so ein paar Euro dazu. Schwarz. Seinen Auftraggebern, aufs Sparen bedachten Winzern und Obstbauern aus dem Burgenland, kam das nur recht.
Er griff sich an die Brust und fiel um
Vor drei Wochen stand Laszlo wieder zwischen Weinreben, dieses Mal in einem Ort nahe dem Neusiedler See an der Grenze: Es ist ein schwüler Tag, Mittagszeit. Plötzlich greift sich der Mann an die Brust und fällt um. Sein Kollege schlägt bei der Winzerfamilie Alarm. Hier kommt Sabine M. (Name geändert) ins Spiel.
"Es passierte auf dem Grund meines Bruders. Wir standen unter Schock. Er war schon tot! Wir haben ihn anschließend über die Grenze gebracht", gesteht die Bäuerin. Sie selbst sitzt auf der Beifahrerseite, ihr Bruder am Steuer, hinten die beiden Erntehelfer. Der Lebende und der Tote.
Leiche lehnte im Bus auf dem Rücksitz
Letzter Akt in dem unmenschlichen Drama: Das Haus der C.s. "Die Frau Sabine ist mit unserem toten Vater aufgetaucht", schildert die geschockte Tochter Petra unter Tränen. Gemeinsam legen sie den Körper ins Schlafzimmer auf das Ehebett der Eltern. Dann drückt die Winzerin den Kindern 20 Euro in die Hand. Sabine M.: "Es war der Lohn für den Tag."
von Michael Pommer, Karl Grammer und Christian Schulter, Kronen Zeitung
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