Die junge Frau hatte den 24-Jährigen im März bei einem AMS-Kurs kennen- und lieben gelernt. Aus Angst erzählte die 21-Jährige ihrer pakistanischen Familie nichts von ihrem neuen Glück, telefonierte und mailte nur heimlich mit ihrem Freund - und das offenbar aus gutem Grund, wie sich zeigen sollte.
"Plötzlich war der Kontakt weg"
Als der Vater der jungen Frau das Handy wegnahm und ihr Bruder auch noch nach dem Passwort des E-Mail-Accounts der 21-Jährigen verlangte, kam die Familie hinter die heimlichen Treffen mit dem jungen Mann. Daraufhin sperrten Vater und Bruder die 21-Jährige im Haus im Bezirk Donaustadt ein und das drei Wochen lang. In dieser Zeit durfte die Frau lediglich in Begleitung das Gebäude verlassen. "Plötzlich war der Kontakt weg", erzählte der neue Freund im Zeugenstand.
Am 27. Juni gelang der 21-Jährigen schließlich die Flucht. Sie kletterte um 5 Uhr über ein Kellerfenster ins Freie und fuhr zu ihrem Freund nach Floridsdorf. Keine Stunde später tauchten Vater und Bruder dort auf, um die Frau zurückzuholen, woraufhin die Situation eskalierte.
"Das ist nicht so wie bei europäischen Familien"
Denn als auch die Mutter nach Floridsdorf fuhr und sich dort weinend auf die Straße legte, ging die 21-Jährige kurz aus der Wohnung ihres Freundes. Daraufhin schubste ihr Bruder sie in dessen Auto, was ihm eine zusätzliche Anklage wegen Nötigung einbrachte. Auf die Frage des Richters, warum man deshalb gleich einen Nervenzusammenbruch auf offener Straße bekommt, meinte der angeklagte Bruder: "Das ist eine andere Kultur. Das ist nicht so wie bei europäischen Familien."
Alle drei Beschuldigten - auch die Mutter saß mit auf der Anklagebank - bekannten sich nicht schuldig. Sie hätten die junge Frau nicht eingesperrt, sondern lediglich die Klinke der Terrassentür abmontiert, damit die Tür nicht offen stehen konnte, um sich vor Tieren oder Einbrechern zu schützen. "Welche Tiere sollen denn im 22. Bezirk reinkommen? Tiger?", fragte der Richter.
"Gewisse Sachen soll man sich nicht aneignen"
Die Eltern der 21-Jährigen hätten ja gar nichts gegen einen österreichischen Freund gehabt. "Ich wollte nur, dass sie sich beruhigt und dass wir über alles in Ruhe reden", sagte der Vater. Der Bruder hingegen gab unumwunden zu, mit einem Österreicher als möglichen Schwager nicht einverstanden gewesen zu sein. "Sie sind ja selber Österreicher, zumindest dem Pass nach", meinte der Vorsitzende. "Es gibt gewisse Sachen, die soll man sich nicht aneignen", meinte der 24-Jährige.
Er und sein Vater wurden zu zehn Monaten bedingter Haft und zu einer unbedingten Geldstrafe von 2.000 bzw. 400 Euro verurteilt. Die Mutter wurde freigesprochen.
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