Die meisten der angekommenen Flüchtlinge wollen nach Deutschland, Schweden oder in andere westeuropäische Länder weiterreisen. Unterdessen machten sich in Ungarn und Serbien Tausende weitere Menschen Richtung Westen auf.
Die Geschehnisse des Tages im krone.at-Überblick:
17.53 Uhr: Die Wiener Rettungsdienste mussten bisher 125 ankommende Flüchtlinge auf dem Haupt- und dem Westbahnhof medizinisch betreuen. Die meisten litten an Erschöpfung oder hatten Fußverletzungen vom langen Marsch. Elf Menschen mussten zur Versorgung ins Krankenhaus gebracht werden, berichtet die Rettung.
17.22 Uhr: Laut Polizeisprecher Roman Hahslinger haben von den Tausenden Flüchtlingen, die am Samstag am Westbahnhof angekommen sind, bis 16 Uhr lediglich 20 einen Asylantrag in Österreich eingereicht.
15.41 Uhr: Kardinal Christoph Schönborn machte sich in der Nova-Rock-Halle in Nickelsdorf einen Eindruck von der Situation an Ort und Stelle: "Eines funktioniert: Die ehrenamtliche Hilfe und die Hilfe unserer Organisationen Caritas, Samariterbund und allen voran Rotes Kreuz sowie der Blaulichtorganisationen."
15.40 Uhr: "Europa ist an einem Scheideweg", sagt Caritas-Präsident Michael Landau am Wiener Westbahnhof. Es müsse nun entschieden werden, ob der Kontinent "auf Solidarität und Zusammenhalt setzt oder ob es ein Kontinent ist, auf dem neue Mauern und Zäune errichtet werden". "Menschen, die vor Bomben und Granaten fliehen, lassen sich von Zäunen nicht aufhalten. Es gibt unglaublich viel Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Ich glaube, der Schock war der Tod der 71 Flüchtlinge. Ich glaube, da haben sehr, sehr viele Menschen in unserem Land gemerkt, das (der Umgang mit den Flüchtlingen, Anm.) ist unerträglich. Bei vielen rührt sich einfach die elementare Menschlichkeit. Diese Leute haben genauso Ängste, Sorgen, Hoffnungen."
15.27 Uhr: Bei einem von Wien nach Ungarn geplanten Konvoi mit privaten Autos am Sonntag sollen nun doch Flüchtlinge nach Österreich geholt werden. Das geben die Organisatoren via Aussendung bekannt. "Wir werden die Flüchtlinge mitnehmen und sie sicher nach Wien bringen", heißt es. "Wir haben auch keine Angst mehr vor juristischer Verfolgung, weil sich die politische Lage über Nacht offensichtlich verändert hat", so Organisatorin Erszebeth Szabo. Unter dem Titel "Konvoi Budapest-Wien - Schienenersatzverkehr für Flüchtlinge" hatten die Organisatoren via Facebook zu der Fahrt aufgerufen.
15.12 Uhr: Im Innenministerium wird am Sonntag eine weitere Lagebesprechung stattfinden. Sollte akut Bedarf entstehen, wird man sofort eine Sitzung einberufen, sagt ein Sprecher. Die derzeitige Zusammenarbeit funktioniere gut, "es ziehen alle an einem Strang". Auf Bundesebene und in den Bundesländern sind laut Innenministerium gemeinsame Stäbe eingerichtet worden, "die rund um die Uhr arbeitsfähig sind und sich eng abstimmen".
15.09 Uhr: Österreich soll nach dem jüngsten Verteilungsschlüssel der EU-Kommission zusätzlich 3.640 Flüchtlinge aus Italien, Griechenland und Ungarn aufnehmen. Das geht aus aktuellen Berechnungen hervor, die die EU-Kommission am kommenden Mittwoch für einen neuerlichen Notfallmechanismus vorstellen will. Insgesamt will die EU-Kommission - zusätzlich zu den bereits vorgeschlagenen 40.000 - weitere 120.000 Asylwerber aus unsicheren Herkunftsländern wie Syrien innerhalb der EU umverteilen.
Tausende Migranten waren am Freitag von Budapest aus zu Fuß Richtung Westen aufgebrochen. Die ungarischen Behörden hatten ihnen zuvor die Weiterreise verweigert. Aufgrund der humanitären Notlage hatten Österreich und Deutschland den Menschen schließlich am Freitagabend die Weiterreise erlaubt. Die ungarische Regierung hatte die Flüchtlinge daraufhin mit Bussen an die Grenze geschickt.
Ungarn-Flüchtlinge: Hat die Politik richtig gehandelt? Abstimmung in der Infobox!
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bedankte sich in der "dramatischen Nacht" auf Samstag bei Bundeskanzler Werner Faymann und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner für die schnelle humanitäre Lösung der Grenzöffnung für aus Ungarn kommende Flüchtlinge: "Die rasche Bereitschaft, den in Ungarn so grLeben gerettet und die Menschenwürde der Betroffenen wiederhergestellt" erklärte Amnesty-Österreich-Generalsekretär Heinz Patzelt.
Flüchtlinge in Ungarn verprügelt
Gleichzeitig forderte Patzelt den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban auf, "umgehend die lebensgefährlichen und erniedrigenden Schikanen gegenüber Schutz Suchenden einzustellen und in Ungarn endlich menschenwürdige Bedingungen für Kriegsflüchtlinge sicherzustellen." Zuvor war bekannt geworden, dass Fußball-Hooligans in der Nacht auf Samstag Flüchtlinge verprügelt hatten, die in einem Park in der Nähe des Ostbahnhofs in Budapest campierten. Mehrere Migranten wurden verletzt, zwei seien von Notärzten in ein Krankenhaus gebracht worden.
Innenministerin Mikl-Leiter betonte unterdessen, dass Österreich trotz der Einreiseerlaubnis "weiterhin an der Dublin-Regelung festhält". Fest stehe aber, "dass jeder Flüchtling in Österreich einen Asylantrag stellen kann". Außerdem stehe "die Gesundheit der Flüchtlinge und ihre Versorgung im Vordergrund". EU-Justizkommissarin Vera Jourova hatte zuvor bei einem Treffen mit Mikl-Leitner das Dublin-Verfahren als "augenscheinlich gescheitert" bezeichnet.
Lesen Sie auch:
Alle Bilder & Videos zur Nacht der Menschlichkeit
Faymann: "Lassen die Flüchtlinge nicht im Stich"
Ungarn: Tausende Migranten marschieren nach Westen
Ungarn und Bulgaren wollen Israels Hightech-Zaun
Berlin mahnt: "Migranten nicht tatenlos durchreisen lassen"
Faymann: "Zäune sind der allerletzte Ausweg"
Pfefferspray-Einsatz gegen Flüchtlinge in Ungarn
Orban: "Flüchtlingskrise ist ein deutsches Problem"
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.