„Sehnlich gewünscht“

Flüchtlingsmädchen Dunja hat seinen Papa wieder

Österreich
04.02.2016 17:00

Mit einem geheimnisvollen Helfer im Hintergrund ist es Azard M., dem Vater des Flüchtlingsmädchens Dunja, gelungen, sich von Syrien bis nach Haibach an der Donau in Oberösterreich durchzuschlagen. Dort haben seine Frau und die vier Kinder im vergangenen Sommer Unterschlupf im Pfarrhaus gefunden. Jetzt ist die kurdische Familie glücklich vereint.

Dunja hat das lila T-Shirt angezogen, das sie auf dem legendären Foto trug, als "Krone"-Fotograf Markus Wenzel die ersten Bilder vom Glück der Familie machte.

"Am Samstagabend stand mein Mann plötzlich vor der Tür", erzählt Yasmin, die Mutter von Dunja und ihren drei Brüdern Zagros (8), Delawar (9) und Delsher (10). "Wir konnten es nicht fassen. Nichts hatten wir uns sehnlicher gewünscht."

Die 33-Jährige war mit ihren vier Kindern im Laderaum eines Lasters aus dem Krieg geflohen. Ihr Mann blieb vorerst in Syrien, er war dort Lastwagenfahrer und musste erst weiteres Geld für die Flucht auftreiben - insgesamt 1900 Euro. Verwandte in Stockholm, Paris und Moskau halfen auch mit.

Dunja ist mittlerweile Volksschülerin und übt fleißig Deutsch. Ihr Foto ging Mitte Juli um die Welt. (Bild: Markus Schütz)
Dunja ist mittlerweile Volksschülerin und übt fleißig Deutsch. Ihr Foto ging Mitte Juli um die Welt.

Frühpensionist holte Vater nach Österreich
Aber nur durch den Einsatz eines Frühpensionisten, der Dunjas Geschichte in der "Krone" gelesen hatte, gelang es dem 37-Jährigen, über die Türkei, Bulgarien, Serbien und Ungarn in nur vier Tagen nach Österreich zu kommen. Der Helfer will nicht genannt werden, da ihm eine Strafe wegen Schlepperei drohen könnte. "Ich habe auf der Balkan-Route hungernde Kinder und völlig geschwächte alte Menschen gesehen, die nicht mehr weitergehen können", berichtete der Mann der "Krone".

Im Anhaltezentrum Thalham hat sich Dunjas Vater gleich am Montag bei der Polizei gemeldet und wie seine Familie vor sieben Monaten um Asyl angesucht.

Dunja mit Conny Bischofberger (Bild: Markus Wenzel)
Dunja mit Conny Bischofberger

Kommentar von Conny Bischofberger: Vorsicht, Hass!
Jetzt müssten sich doch alle freuen. Eine sechsköpfige Familie ist vereint. Ein kleines Mädchen im siebenten Himmel. Der Papa ist nachgekommen! Alle haben die Flucht aus Syrien überlebt. Und Österreich ist ihre neue Heimat.

Ich habe Dunja am 1. Jänner im Pfarrhof von Haibach an der Donau besucht. Das Flüchtlingsmädchen, dessen Foto um die Welt ging, hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht und beschämt. Vorsichtshalber hatte ich zwei Dolmetscher mit (Kurdisch, Arabisch). Aber Dunja sagte: "Ich kann auch ganz gut Deutsch sprechen!" In nur fünf Monaten hatte die Siebenjährige unsere Sprache gelernt. In der Volksschule, nicht im verpflichtenden Deutschkurs. Dunja will einmal Ärztin werden. Und ob ihre Freundinnen katholisch oder muslimisch sind, ist ihr egal. Wenn das keine erfolgreiche Integration ist.

Sicher gibt es jetzt wieder Leute, die sich aufregen, dass Dunjas Vater illegal eingereist ist. Die es unerhört finden, dass jene, die schon da sind, auch noch ihre Eltern und Kinder nach Österreich holen. Auf Facebook schrieb am Donnerstag jemand, man sollte sie alle abschieben, aber nicht in "Hercules"-Maschinen, sondern... Der Rest liegt bei der Staatsanwaltschaft.

Wenn Hass eine ansteckende Krankheit ist, dann sollte man jetzt verdammt aufpassen. Denn er breitet sich schnell aus und macht vor nichts und niemandem halt. Nicht einmal vor einem kleinen Mädchen, das einfach nur glücklich sein will.

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