Euro abgesackt

Frankenkredite: Rückzahlung wird massiv teurer

Wirtschaft
15.01.2015 14:57
Die Schweizer Notenbank gibt den vor mehr als drei Jahren eingeführten Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken auf. Der Mindestkurs sei "in einer Zeit der massiven Überbewertung des Frankens und größter Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt worden", begründete die Schweizerische Nationalbank am Donnerstag - nun sei der Mindestkurs obsolet. Für Kreditnehmer bedeutet dies, dass die Rückzahlung von Frankenkrediten deutlich teurer wird. Mindestens 150.000 Österreicher sind betroffen.

Die europäische Gemeinschaftswährung sackte nach der Ankündigung der Schweizer auf einen Kurs um rund einen Franken ab. Auch der US-Dollar fiel massiv auf einen Wert von 0,8864 Schweizer Franken, der größte Rutsch seit mindestens 1971.

Frankenkredite werden deutlich teurer
Christian Prantner, Experte der Arbeiterkammer Wien, erklärte am Donnerstag gegenüber krone.at, dass die meisten laufenden Frankenkredite in Österreich in den Jahren von 2002 bis 2008 aufgenommen worden seien. 150.000 Österreicher sind nun von der drastischen Maßnahme betroffen, schätzt die Österreichische Nationalbank. Josef Schmidinger, Chef von s-Bausparkasse und s-Wohnbaubank, geht gar von 220.000 Betroffenen aus.

Bei uns gibt es demnach rund 22 Milliarden Euro an aushaftenden Frankenkrediten. Die Kreditnehmer erhielten bislang für einen Franken 1,20 Euro. Wenn man davon ausgeht, dass man in Zukunft nur noch einen Euro für den Franken bekommt, müssten z.B. für einen 200.000-Frankenkredit ohne Zinsen statt 166.666 Euro wieder 200.000 Euro zurückbezahlt werden.

"Das aushaftende Franken-Kreditvolumen hat sich zwar in den letzten zwei Jahren um 20 Prozent reduziert, aber über 20 Milliarden haben wir noch", sagte Schmidinger am Donnerstag zur APA. "Wenn der Franken um ein Prozent aufwertet, dann ist das kein Thema." Aber wenn es zu größeren Schwankungen komme, dann könne es wieder zu "Bewertungsthemen bei den Häusern" kommen.

"Könnte sein, dass Banken Nachbesicherungen verlangen"
Das Problem sei, dass die meisten Kredite von Hausbauern in den Jahren 1999 bis 2008 aufgenommen worden seien. Viele der mit dem Geld gebauten Häuser hätten inzwischen eher an Wert verloren und würden daher zur Besicherung der nun plötzlich größer gewordenen Kreditschulden nicht mehr ausreichen, erklärte Schmidinger. "Es könnte nun sein, dass die Banken Nachbesicherungen verlangen."

Wenn man dazu nicht in der Lage sei, werde man von der Bank aufgefordert werden, den Kredit in Euro zu konvertieren. "Dann haben Sie als Kunde den Kursverlust endgültig kassiert und müssen den höheren Eurobetrag zurückzahlen, wenn Sie sich das finanziell leisten können." Allerdings seien Euro-Kredite derzeit sehr günstig - "daher hat man da von der Kreditfähigkeit her etwas Luft".

Wiens Schulden steigen
Wie zahlreiche heimische Gemeinden sieht sich nun auch die Stadt Wien - die Bundeshauptstadt hat rund 1,6 Milliarden Euro Schulden in Franken - angesichts der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank mit einem enormen Anstieg des Schuldenstands konfrontiert. FPÖ, ÖVP und NEOS orteten bereits "ein finanzielles Desaster" - Finanzstadträtin Renate Brauner "darf nicht einmal mehr einen einzigen Halbtag im Amt bleiben", wetterte etwa FP-Stadtrat Eduard Schock.

Brauner hatte sich allerdings bereits in der Vergangenheit damit verteidigt, dass bereits in den 1980er-Jahren Frankenkredite bei der Bundesfinanzierungsagentur aufgenommen worden seien und Verluste ohnehin "nicht realisiert" würden, da es im Gegensatz zu privaten Gläubigern keinen festgesetzten Zeitpunkt zur Rückzahlung gebe.

Schweiz führte Euro-Mindestkurs 2011 ein
Die Schweiz hatte den Euro-Mindestkurs im September 2011 eingeführt. Die Währungshüter verteidigten rückblickend die Maßnahme: Der Mindestkurs sei in einer Zeit der massiven Überbewertung des Frankens und größter Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt worden und habe dadurch die Schweizer Wirtschaft vor schwerem Schaden bewahrt.

Die Schweizerische Zentralbank senkte nun unter anderem auch den Zins für Guthaben auf den Girokonten, die einen bestimmten Freibetrag übersteigen, um 0,5 Prozentpunkte auf minus 0,75 Prozent.

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