"Der österreichische Uli Hoeneß" - das ist dieser Tage wohl der erste Gedanke, der den Deutschen einfällt, wenn sie den Namen Hermann Nitsch auf den Plakaten zu seiner Ausstellung in Frankfurt lesen. Tatsächlich aber gibt es gravierende Unterschiede zwischen dem Ex-Bayern-Manager und dem weltbekannten Skandal-Künstler: Der eine ist rechtsmäßig verurteilt, der andere könnte auf das Übelste hereingelegt worden sein. Vielleicht sogar von seiner Ehefrau?
Die Ermittler schließen jedenfalls nicht aus, dass Nitschs knapp 20 Jahre jüngere Gattin Rita hinter seinem Rücken Schwarzgeld nach Italien geschafft haben könnte. Eines steht allerdings fest: Die selbstbewusste Power-Frau hält die Zügel sowohl in der Firma, als auch in ihrer Ehe fest in der Hand.
Protokoll-Inhalt geht "weit unter die Gürtellinie"
Böse Zungen bezeichnen die extravagant gestylte Künstlergattin mit der braunen Löwenmähne nicht zuletzt wegen ihrer aufbrausenden Art als "Hausdrachen auf Schloss Prinzendorf", dem Anwesen von Hermann Nitsch in Niederösterreich (kl. Bild). Dieser Charakterzug dürfte auch der Grund sein, warum eine Ex-Mitarbeiterin der Nitschs der Polizei ein 50-seitiges Protokoll rund um die Schwarzgeld-Causa zuspielte - das "neben Geldbelangen weit unter die Gürtellinie geht", wie Nitschs Ziehsohn Leonhard Kopp weiß - und damit zur Komplizin von Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler wurde. Von Affären, perversen Sexualpraktiken und schmutzigen Intrigen soll die (noch) anonyme Unbekannte berichten und mit ihren Ausführungen vor allem Rita Nitsch schwer belasten.
Künstler leidet unter dem Steuer-Wirbel
Zusammenarbeit, Zickenkrieg, Zündstoff - so beschreiben Insider die Entwicklung der Beziehung dieser beiden Damen. Doch der Leidtragende ist letztlich der gebrochen wirkende 75-jährige Blutmaler, der sich den Steuer-Wirbel um seine Person und seine Schmach gegenüber Österreich – "Ich bin enttäuscht vom Staat" – nicht nur symbolisch zu Herzen nimmt. Hoher Blutdruck, Schwächeattacken, Gelenksschmerzen, viele sorgen sich um Hermann Nitschs Gesundheitszustand. Sei es ihm zu wünschen, dass ihm nicht am Ende doch noch dasselbe Schicksal wie Hoeneß blüht.
"Kunst-Branche ist die größte Schwarzgeld-Branche"
"Österreich tut meinem Vater unrecht", meint jedenfalls auch
Ziehsohn Kopp im Gespräch mit der "Krone" (weiteres kl. Bild), der derzeit auch Nitschs organisatorischer Berater ist und die Vision seines Vaters nach dessen Tod weiterleben lassen will.
"Krone": Wie muss man sich eine Kindheit im Hause Nitsch vorstellen?
Leonhard Kopp: Man spielt unter einem Bild aus blutigen Damenbinden mit Matchbox-Autos.
"Krone": Haben Sie Schaden davongetragen?
Kopp: Nein. Ich habe den bodenständigen Beruf eines Physiotherapeuten erlernt und freue mich, dass ich meinem Vater derzeit zumindest in medizinischer Hinsicht helfen kann.
"Krone": Nun aber zu den Schwarzgeld-Vorwürfen...
Kopp: Natürlich gibt es Rücklagen im Hause Nitsch, für Theater-Projekte. Und eins sage ich: Die Kunst-Branche ist die größte Schwarzgeld-Branche überhaupt.
"Krone": Also ist was dran?
Kopp: Dass Rücklagen geschaffen wurden. Ja. Ich weiß nicht, ob das in Österreich als Schwarzgeld gilt.
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