Einmaliges Projekt

Gemeinde in der Steiermark schafft Verkehrszeichen ab

Österreich
13.09.2010 08:02
Keine Ampeln, keine Schilder, keine Zebrastreifen: Was nach Anarchie auf der Straße klingt, soll - ganz im Gegenteil - die Verkehrssicherheit erhöhen. Das Konzept von "Shared Space" ("Gemeinsam genutzer Raum") ist in den Niederlanden höchst erfolgreich - und am Sonntag wurde das erste derartige Projekt Österreichs im südsteirischen Gleinstätten fertiggestellt. Da war die Neugierde natürlich groß.

Die B74, die Sulmtalstraße, bietet den Autofahrern zwar Sicht auf die wunderbare Landschaft, ist aber selbst wenig abwechslungsreich. In Gleinstätten wird der Trott aber unterbrochen. An drei Stellen (bei der Schule, der Tankstelle und der Bank) wird die Straße zum Platz und hebt sich durch eine andere Pflasterung ab - sofort sind die Sinne der Lenker geschärfter als sonst.

Steiermark als Vorreiter
Genau diesen Effekt will "Shared Space" erreichen. Mehr Aufmerksamkeit und mehr Rücksicht auf andere lauten die Ziele. Denn alle Verkehrsteilnehmer, egal ob Pkw-Fahrer, Radfahrer oder Fußgänger, sind bei "Shared Space" gleichberechtigt. An die Stelle von strikten Regeln tritt die Höflichkeit. "Die Steiermark übernimmt hier eine echte Vorreiterrolle", ist Verkehrslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) stolz. "Es geht dabei nicht nur um Verkehrssicherheit: Der Ort wird auch attraktiver und der Lebensraum aufgewertet."

Kosten: 1,4 Millionen Euro
Natürlich hat es bei einem solchen Pilotprojekt (Kosten: rund 1,4 Millionen Euro) zu Beginn auch Skepsis gegeben. Gleinstättens Bürgermeister Gottfried Schober: "Die Bürger waren aber immer eingebunden, die Reaktionen sind jetzt durchgehend positiv." Schobers Wunsch, dass sich künftig möglichst viele das Modell Gleinstätten ansehen, wird sich sicher erfüllen. In der Steiermark gibt es auch schon weitere "Shared Space"-Pläne: Der Sonnerfelsplatz bei der Karl-Franzens-Universität in Graz soll im Frühjahr 2011 folgen, in Gnas und Feldkirchen bei Graz ist man in der Entwicklungsphase und auch in Hausmannstätten gibt es schon reges Interesse.

Daten und Fakten

  • Man geht davon aus, dass viele Straßen und Plätze überreguliert sind. 
  • Durch das Fehlen von Verkehrszeichen und Barrieren wird gegenseitige Rücksichtnahme zum obersten Prinzip - man verständigt sich durch Blicke oder Gesten. 
  • Positive Effekte: Autofahrer fahren langsamer, es gibt weniger Unfälle, reduzierte Lärmbelästigung und geringeren Schadstoffausstoß. 
  • Das Konzept wurde von dem Niederländer Hans Mondermann entwickelt.

von Jakob Traby, Kronen Zeitung

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