"Das ist eine große Aufgabe. Ich freue mich", sagte Blümel nach der Sitzung. Er versprühte Zuversicht: "Das Schöne an der Aufgabe ist: Das einzige, was man falsch machen kann, ist, zu wenig Mut zu haben." Das Potenzial für die ÖVP in Wien sei, wenn sie eine echte bürgerliche Politik betreibe, "wirklich groß".
Erfolg im Bund abhängig von Stärke in Wien
Das sei auch notwendig, denn wenn die ÖVP im Bund wieder erfolgreich sein wolle, müsse sie das auch in Wien sein. Dafür müsse sich nicht nur personell, sondern strukturell etwas in der Landespartei ändern. Für programmatische Überlegungen war es für Blümel noch zu früh, mehrmals verwies er darauf, dass er seinen neuen Posten erst seit einigen Minuten innehabe. Zur Frage, ob es sich bei seinem neuen Job nicht um eine Strafversetzung oder ein Himmelfahrtskommando handle, sagte er: "Das ist genau der Punkt, der mich so reizt."
Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner hatte vor der offiziellen Kür Blümels gesagt, man brauche "eine stimmige Neuaufstellung der Wiener Landespartei". Blümel habe "den Evolutionsprozess der Bundespartei sehr gut aufgesetzt. Das ist eine Basis und ein Modell für die Neuaufstellung der Wiener Partei." Die Sprecherin des Vizekanzlers erklärte auch, dass Blümel mit seinem Wechsel die Funktion des Generalsekretärs abgeben wird. "Wien braucht jetzt jemanden, der sich hauptberuflich für die Partei einsetzen kann." Seine Nachfolge in der Bundespartei solle "zeitnah" geregelt werden.
Organisationstalent soll Wiener ÖVP retten
Nachdem Außenminister Sebastian Kurz den Job des Wiener ÖVP-Obmanns nicht haben will, soll nun also ein anderer junger, vom Typ ähnlicher Schwarzer die Bürgerlichen in der Bundeshauptstadt vor dem endgültigen Untergang bewahren. Der Niederösterreicher Blümel, noch ein relativ unbeschriebenes Blatt, wird diese schwierige Aufgabe übernehmen.
Blümels größte Herausforderung bisher war der Erneuerungsprozess der Volkspartei, der dieses Jahr im Mai bei einem Reformparteitag seinen Höhepunkt fand. Diesen Job meisterte der 33-Jährige, der als Organisationstalent gilt, recht gut. Ecken und Kanten hat Blümel bisher noch kaum gezeigt. Er gestaltete den Stil der ÖVP-Parteizentrale zwar bissig, im persönlichen Umgang ist der am 24. Oktober 1981 geborene ÖAABler allerdings umgänglich und höflich.
Das Auftreten als gut erzogener, adretter junger Mann ist nicht die einzige Ähnlichkeit, die Blümel mit Kurz hat. Beide sind Mitglied im schwarzen Arbeitnehmerbund und haben ihre steilen Karrieren in der Jungen ÖVP begonnen. Nach dem Philosophiestudium in Wien und in Dijon in Frankreich sowie einem Studium an der Wiener Wirtschaftsuniversität wurde Blümel 2006 Internationaler Sekretär der JVP. 2008 kam er als parlamentarischer Mitarbeiter zu Michael Spindelegger, wurde dessen Sekretär, als dieser Zweiter Nationalratspräsident war, und ging mit ihm auch ins Außenministerium.
Anpassungsfähig, eloquent, karriereorientiert
Nach der Nationalratswahl 2013 machte Spindelegger Blümel zum Generalsekretär. Dass Blümel nach dem Rücktritt Spindeleggers als ÖVP-Obmann im Sommer 2014 unter dessen Nachfolger Mitterlehner den Job behalten durfte, hat überrascht und spricht dafür, dass der 33-Jährige anpassungsfähig und karriereorientiert ist. Der ÖVP-Mediensprecher gilt als eloquent, ist aber nicht gerade mit Glamour bestückt. Der Moosbrunner legt Wert auf ein gepflegtes Äußeres, macht viel Sport und lebt in der Wiener Innenstadt.
In der Partei wird Blümel gerne als modernes, hippes Aushängeschild gesehen. Er selbst bezeichnet sich als konservativ und proeuropäisch. In seiner Heimatgemeinde war er bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Sport- (Fußball) und Musikverein (Flügelhorn, Tenorhorn, Schlagzeug). Während seiner Studienzeit in Wien ist er zur JVP und zur katholischen Studentenverbindung Norica gegangen.
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