Es dauerte keine ganze Minute, bis Stronach Glawischnig per Taferl-Doppel eine Aussage aus einer früheren TV-Konfrontation vorhielt. Eine Anekdote aus ihren Jugendtagen - es ging darum, dass sie im elterlichen Wirtshaus Gästen, nachdem sich diese über den Wein beschwert hätten, einfach nur denselben Wein in einem anderen Glas gebracht habe - zeuge von "Unehrlichkeit".
Glawischnig wehrte den Angriff allerdings lässig ab und schlug mühelos die Brücke zum Kernthema der Grünen, der Korruptionsbekämpfung. Die Grünen-Chefin ging dann in die Gegenoffensive und brachte mit einem ganzen Taferlstapel das Kärntner Schloss Reifnitz aufs Tapet, das Stronach zu günstig erstanden habe. "Ich würde es gerne verkaufen, wenn wir das Geld nur zurückkriegen, das wir reingesteckt haben", beteuerte der Neo-Politiker - um kurz danach seine Killerphrase anzubringen: "Sie verstehen die Wirtschaft nicht."
Glawischnig belehrt Stronach
Stronach, der vergleichsweise zurückhaltend auftrat und auf die Fragen von Moderatorin Ingrid Thurnher meist recht wenig Konkretes erwiderte, war auch bemüht, seine Umweltkompetenz hervorzukehren Den Grünen warf er indes vor, dem Rettungsschirm ESM zugestimmt und der Rettung maroder Banken - Stichwort Hypo Alpe Adria - den Segen erteilt zu haben.
"Darf ich Ihnen erklären, worum es geht?", unterstellte daraufhin Glawischnig ihrerseits dem Austro-Kanadier, sich in Sachen ESM und Hypo nicht so recht auszukennen. Stronach sei auch im "System Haider" dabei gewesen, holte die Parteichefin zum Rundumschlag aus. Und überhaupt: Seine Strategie, Ex-Politiker in den Magna-Konzern zu holen, zeuge von jener Freunderlwirtschaft, die Basis für Korruption sei. "Sie machen sehr viele Behauptungen, die nicht wahr sind", wehrte sich Stronach zwischendurch eher kleinlaut.
Streit um "Funktionäre" und "Männerparlament"
Als er im Verlauf der Konfrontation einmal mehr gegen "Funktionäre" zu Felde zog, wies ihn Glawischnig verärgert zurecht, er solle keine "abwertenden Worte" verwenden. Seine Dauerkritik an "Berufspolitikern" wollte sie auch nicht hören: "Ja, ich bin Berufspolitikerin", und sie sei aus Leidenschaft in die Politik gegangen. Stronachs Vorschlag, politische Ämter auf zwei Funktionsperioden zu begrenzen, sei zumindest für die Grünen nicht nötig, denn: Über die Liste bestimme die Basis, und "da kommt es immer wieder zu einem Wechsel".
Stronach beklagte in der Folge den zu hohen Männeranteil in der Politik. "Das ist ein Männerparlament, alles ist von Männern dominiert." Wer mehr Frauen im Hohen Haus will, müsse das Team Stronach wählen. Das kostete Glawischnig ein mildes Lächeln: "Sie sitzen hier einer Frau gegenüber, falls Ihnen das nicht aufgefallen ist - einer Spitzenkandidatin", sagte sie und verwies zugleich auf den hohen Frauenanteil bei den Grünen.
Einen Schlenker versuchte Stronach noch Richtung Mariahilfer Straße. "Wie kann man die Grünen regieren lassen, wenn sie nicht einmal eine Straße organisieren können", kritisierte der Parteichef das Chaos rund um die Fußgängerzone auf der beliebten Wiener Einkaufsstraße. Eine künftige Zusammenarbeit im Nationalrat - anders als auf Landesebene - konnten sich beide am Ende der Konfrontation nicht vorstellen.
Glawischnig mit eindeutigem Vorsprung
Laut IMAS-Umfrage der "Krone" konnte Glawischnig das TV-Duell mit eindeutigem Vorsprung gewinnen. Die Grünen-Chefin wurde in sämtlichen Kategorien wie "sympathisch", "sachlich" und "kompetent" deutlich besser bewertet als Frank Stronach. Im Gesamteindruck sind 74 Prozent der Befragten der Ansicht, Glawischnig habe besser abgeschnitten, lediglich 15 Prozent meinen, Stronach sei der Bessere gewesen. Als gleich gut haben elf Prozent der Befragten die Grünen-Chefin und Frank Stronach bewertet.
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