Angesichts eines möglichen Grenzzauns am Brenner hat der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher vor einer "tragischen Situation" für Südtirol gewarnt. "Wir arbeiten seit vielen Jahren an einem Wiedervereinigen der Tiroler Landesteile auf europäischer Ebene, ohne nationalstaatlich zu denken - und jetzt droht das Ganze an der Flüchtlingsthematik zu scheitern", kritisierte er am Donnerstag.
Kritik des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter an Italien, weil das Land zu wenig in der Flüchtlingskrise unternommen habe, wies Kompatscher im Ö1-"Morgenjournal" zurück. Italien habe durch seine Mission Mare Nostrum sehr viel geleistet. "Wenn man sieht, dass alle einfach weggeschaut haben, wie die Leute durchgereist sind, und man sich nicht durchgerungen hat, das Dublin-Abkommen zu überarbeiten, kann man Italien nicht die Schuld dafür geben. Das liegt schon eher an den Egoismen der einzelnen Mitgliedsstaaten", so der Südtiroler Landeshauptmann.
Befragt, ob er für einen Grenzzaun am Brenner sei, sagte Platter am Abend in der "ZiB 2", dass "niemand von einem Grenzzaun geredet" habe. Als letzte Maßnahme werde es aber notwendig sein, an der Grenze zu Italien Kontrollen einzuführen. 150.000 Flüchtlinge aus Afrika würden nach Europa wollen, die Europäische Union habe bisher kläglich versagt. "Das zwingt uns dazu, über nationale Maßnahmen nachzudenken. Der Brenner darf nicht Spielfeld werden", so der Tiroler Landeshauptmann.
Auch Trentiner Landeshauptmann für offene Grenzen
Nach Kompatscher hat auch dessen Trentiner Amtskollege Ugo Rossi seine Besorgnis über Pläne zur Errichtung eines Grenzzauns ausgedrückt. Die "offene grenzüberschreitende Euroregion auf beiden Brennerseiten" müsse unbedingt verteidigt werden, sagte Rossi am Donnerstag. Zugleich müsse die Flüchtlingsproblematik "mit Vernunft" in Angriff genommen werden.
Die Errungenschaft einer alpinen Europaregion drohe, von Österreichs Plänen, einen Grenzzaun am Brenner zu errichten, beeinträchtigt zu werden. "Die Gefahr ist, dass wir uns mit einem beträchtlichen Anstieg von Flüchtlingen auseinandersetzen müssen. Die Regierung in Rom muss das berücksichtigen und auf die von Österreich angekündigten restriktiven Maßnahmen reagieren", forderte Rossi.
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