Eine "politisch korrekte" Speisekarte muss her, verunglimpfende Ausdrücke sollen verbannt werden - so auch die Nachspeisenbezeichnung "Mohr im Hemd". Bei Wirten stößt die Initiative allerdings auf wenig Gegenliebe. "Diese Probleme möchte ich auch gern haben", bringt es der Wiener In-Gastronom Stefan Gergely auf den Punkt. Und auch Leopold Selitsch (Bild) wird sich "sicher nicht" den Mohren aus der Karte seines Vorstadtbeisls streichen lassen.
Internes Zugeständnis an SOS-Mitmensch
Bei der Wirtschaftskammer ist indes das große Zähneknirschen angesagt – das Schreiben war eigentlich ein internes Zugeständnis an SOS-Mitmensch und ist irgendwie bis zur Zeitung "Der Standard" gelangt. Und jetzt dieser Wirbel. Man habe natürlich ganz andere Sorgen, wurde versichert.
SOS-Mitmensch sind "beleidigende Speisenbezeichnungen" hingegen schon lange ein Dorn im Auge. "Es geht uns um Aufklärungsarbeit und nicht darum, Betriebe anzuklagen", relativiert Sprecher Alexander Pollak. Die Gastronomie sei aber nur der Anfang. Auch im Handel gebe es Handlungsbedarf.
"Zigeunerbaron" darf "Zigeunerbaron" bleiben
Beispiele gibt es ja viele: Zigeunerräder, Negerbrot oder das Vorarlberger Mohrenbräu, das in seinem Logo das Konterfei eines Schwarzafrikaners zeigt. Einzig vor der Operette "Zigeunerbaron" will man Halt machen – denn das sei "ein historisches Dokument". Ein Vorzeigebetrieb ist in dieser grotesken Diskussion das Gasthaus Pöschl in der Wiener City – hier wird schon seit Jahren statt dem Mohren der "Othello im Hemd" serviert.
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