Museumsdirektor Matthias Frehner bestätigte das Erbe in einem Interview mit dem Magazin "Focus". Das Haus in Aigen war Gurlitts wichtigstes Kunstdepot: Da bewahrte er die 238 kostbarsten Exponate der Sammlung von unschätzbarem Wert auf - jedoch nicht gerade sorgsam: Die Bilder und Gemälde waren oft wahllos nebeneinander aufgestellt oder übereinander geschlichtet. Außerdem war es in der Bruchbude viel zu feucht.
Picasso-Aquarell stark beschädigt
Was das für die Exponate bedeutete, erklärt Museumschef Frehner: "Es gab Schimmelbefall auf den Ölbildern, Stockflecken und Dreckspuren. Schädlinge haben sich durch die Mappen gefressen." Besonders arg erwischte es ein frühes Stillleben von Pablo Picasso: Das "wunderbare Aquarell" ist laut Frehner "so stark stockfleckig, dass man es nicht ausbleichen kann. Die Farbwerte würden sich bei dieser Behandlung zu stark verschieben", berichtet er.
Zahreiche Werke sensationell restauriert
Bei den übrigen Werken, die in Salzburg gelagert waren, hatten die Restauratoren "sensationelle Erfolge": Mit vorsichtigem Trocknen der Bilder gelang es ihnen, den Schimmel fast völlig zu entfernen - die einzigartigen Exponate sind wieder in sehr gutem Zustand. Welche Schätze damit gerettet wurden, zeigt die Liste der wertvollsten Exponate, darunter das Gemälde "Montagne Sainte-Victoire" von Paul Cezanne, "Waterloo Bridge im Nebel" von Claude Monet, "Paris Cathedrale" von Camille Pissarro oder auch der "Mann mit Pfeife" von Auguste Renoir. Dazu kommen großartige Bilder von Max Liebermann, Edvard Munch, die Radierung "Tete de femme" von Picasso oder ein Bronzeguss von Auguste Rodin ("La danaide. Liegende Frau auf Felsen").
Große Pläne mit Bildern
Ob das Museum alle diese Werke übernimmt, ist noch offen: Ausdrücklich ausgenommen vom Erbe sind alle Exponate, die von den Nazis ihren früheren Besitzern genommen wurden. Diese Exponate von Raubkunst erhalten die Nachkommen der früheren Besitzer zurück. Das Kunstmuseum Bern hat jedenfalls große Pläne mit den Bildern Gurlitts, die teils auch von Motten angefressen waren: Die Werke aus Salzburg und München werden in einer eigenen Ausstellung samt Katalog präsentiert, danach sollen sie auch in anderen Städten gezeigt werden. Die Staatsgalerie Stuttgart möchte die Ausstellung zuerst übernehmen. Salzburg hat damit die Chance vertan, die Sammlung hier, in Gurlitts zweiter Heimat, rasch zu zeigen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.