12 Briefkastenfirmen

Haider soll Millionen in Liechtenstein geparkt haben

Österreich
01.08.2010 11:01
Sonderermittler aus Österreich, Deutschland und Liechtenstein sind im Zuge der Skandale um Hypo Alpe Adria und Buwog auf Spuren eines bisher unbekannten Millionenvermögens des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider gestoßen. Laut dem Nachrichtenmagazin "profil" soll Haider zu Lebzeiten bei insgesamt zwölf Liechtensteiner Briefkastengesellschaften enorme Geldbeträge angehäuft haben. Zu Spitzenzeiten waren 45 Millionen Euro im Fürstentum deponiert, heißt es.

Aktuell, knapp zwei Jahre nach dem Unfalltod des Politikers, sollen noch rund fünf Millionen Euro auf den Haider zugeordneten Konten liegen. Woher das Geld kam, wohin es wanderte und wer in letzter Konsequenz davon profitierte, ist zurzeit Gegenstand von Ermittlungen, heißt es in dem vorab veröffentlichten "profil"-Bericht.

Die Sonderermittler aus Österreich, Deutschland und Liechtenstein waren im Zuge von Kontenöffnungen in Zusammenhang mit den Fällen Hypo Alpe Adria und Buwog auf 46 von Treuhändern eingerichtete Finanzvehikel gestoßen, von denen zwölf Haider zugerechnet werden konnten. Allerdings soll ein erheblicher Teil der Millionen bereits vor Jahren verspekuliert worden sein. 

Petzner: "Kann mir Größenordnung nicht vorstellen"
Aus dem Haider-Umfeld wurde schon länger berichtet, dass der Landeshauptmann Geld in Liechtenstein angelegt hatte und dass nur ein sehr kleiner Personenkreis davon wusste. "Dazu gebe ich keinen Kommentar ab", sagte sein ehemaliger Pressesprecher und nunmehriger BZÖ-Nationalrat Stefan Petzner am Samstag. 

"Ich kann mir die genannte Größenordnung nicht vorstellen. Ich glaube, dass eventuell Schilling mit Euro verwechselt wurden", meinte Petzner. Über die Herkunft oder den Verbleib des Geldes könne er nichts sagen. Allerdings: "Wenn es stimmt, ist es nicht per se illegal", so Petzner.

Haiders Witwe weiß von Geld nichts
Claudia Haider, Witwe des verstorbenen Landeshauptmanns, erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin, nichts von der Angelegenheit zu wissen. "Ich kann dazu nichts sagen", sagte sie. Die Frage, ob sie im Zuge des Erbschaftsverfahrens auf in Liechtenstein angelegtes Geld gestoßen sei, verneinte sie. 

Die Behörden haben die Ermittlungsergebnisse laut "profil" indes zur Verschlusssache erklärt. "Es wurden zahlreiche Unterlagen von Gesellschaften beschlagnahmt", so der Vaduzer Staatsanwalt Robert Wallner. Namen wollte er keine nennen. Auch die Staatsanwaltschaft Klagenfurt gibt sich bedeckt: "Es handelt sich um inhaltliche Fragen zu Ermittlungsergebnissen, die wir nicht kommentieren." 

Kärntner Parteien fordern volle Aufklärung
Mit Empörung haben am Samstag SPÖ, ÖVP und auch die Grünen in Kärnten nach dem Bekanntwerden der Causa reagiert. Unisono fordern sie "die volle Aufklärung" über die Briefkastenfirmen. 

"Vollkommene Klarheit und komplette Aufklärung der Tatbestände muss oberste Priorität haben", sagte SPÖ-Parteichef Peter Kaiser. "Es wird immer sichtbarer, welch ein Sumpf sich um Haider gebildet hat", meinte ÖVP-Klubchef Stephan Tauschitz. "Verdachtsmomente hat es immer schon gegeben, ich bin froh, dass die Justiz endlich durchgreift", erklärte Grünen-Landessprecher Rolf Holub. Nachsatz: "Ich nehme an, dass das erst der Anfang ist."

FPÖ fordert rasche Aufklärung 
Eine rasche Aufklärung, die Liechtensteiner Millionen-Konten von BZÖ-Gründer Haider betreffend, forderte am Sonntag auch der nunmehrige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. "Der Sachverhalt muss lückenlos mit allen Ecken und Enden untersucht und aufgeklärt werden", betonte er.

Die FPÖ selbst, so Strache, habe größtes Interesse an dieser Causa, habe doch BZÖ-Gründer Haider bei der seinerzeitigen Abspaltung die freiheitliche Parteikassa mit einem Millionenloch hinterlassen. Hier gehe es auch darum, die Netzwerke und Hintermänner dieses Skandals schonungslos aufzudecken, betonte Strache. Es müsse außerdem untersucht werden, inwieweit der Steuerzahler geschädigt worden sei, so Strache, der in diesem Zusammenhang auch die Causa Buwog erwähnte.

Scheuch: "Privatvermögen durchaus denkbar"
"Ich garantiere, dass dieses Geld in keinem Zusammenhang mit meiner Partei steht", sagte wiederum FPK-Chef Uwe Scheuch, der allerdings laut "profil" nach Haiders Tod mit der Frage "Wo ist das Geld?" bei Claudia Haider vorstellig geworden sein soll. Persönlich habe er von Konten in Liechtenstein auch nichts gewusst, beteuerte Scheuch. Aber es sei ja durchaus denkbar, dass es sich um Privatvermögen Haiders handle, so der FPK-Chef.

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