"Kompetenzkonflikt"

Harte Kritik vom ÖBB-Chef am Krisenmanagement

Österreich
06.11.2015 09:43
"Oft erlebe ich bei den Krisenstab-Gesprächen den Versuch, dass alle erklären, was nicht geht", sieht ÖBB-Generaldirektor Christian Kern deutliche Probleme im Management der aktuellen Flüchtlingskrise. Für die ÖBB summieren sich die Kosten der Asyl-Transporte und der Umsatzausfall allein in diesem Jahr auf etwa 15 Millionen Euro.

"Wir haben es hier mit einem negativen Kompetenzkonflikt zu tun", warnt der ÖBB-Generaldirektor jetzt auch in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" davor, dass "in dieser Situation gerne weiter Dienst nach Vorschrift" praktiziert werde. Kern: "Aber das ist ja das Wesentliche an einer Krise, dass am Ende das Handeln aus einer Notwendigkeit steht."

Diesen Mangel an Flexibilität des Beamtenapparats hat der ÖBB-Manager auch kürzlich in einem Hintergrundgespräch mit der "Krone" kritisiert: "Bei dieser Asylkrise braucht die Republik einen Commander in Chief, der jeden Tag vorgibt, wo's lang geht. Aber ganz sicher keine Schuldzuweisungen, wer was nicht macht."

ÖBB rechnen für 2015 mit 15 Millionen € Mehraufwand
Für die ÖBB seien ebenfalls beträchtliche Kosten durch den Flüchtlingstransport durch Österreich entstanden, sagt der Bahn-Manager: "Wir haben Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, etwa um die 20 Prozent im Regionalverkehr in Salzburg." Für das Jahr 2015 rechnen die ÖBB mit einem durch die Asylkrise verursachten Mehraufwand von 15 Millionen Euro - und es wird erwartet, dass der Steuerzahler die Kosten übernimmt.

Die "Politik der offenen Grenze" hält Christian Kern zwar für gut, aber er warnt: "Sie wird implodieren, wenn wir nicht genügend Quartiere finden, wenn wir nicht Lösungen für die Integration finden."

Video aus dem Archiv: ÖBB richten Notschlafstellen am Westbahnhof ein:

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